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Karl Kl. Walther

Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau (Aut (2004)

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Mitteldeutscher Verlag , 2004. 2004. Hardcover. 21,2 x 15,2 x 2,6 cm. Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.A. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in München und Berlin, Kunsthändler und Mäzen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer für bedrängte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner überaus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schlüssel für das Verständnis deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen über die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal jährt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigentümlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther stößt - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf außergewöhnliche Bücher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich für diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese schöne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Großen des 20.Jh. zusammentraf (u.A. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Militär, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinführer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in Münchener und Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schließlich die Übernahme des heruntergewirtschafteten väterlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 mustergültig saniert (wodurch er über Jahre hinweg zahlreiche Arbeitsplätze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begründen, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen Ländern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort für Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gesprächs, der Humanität, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerstände, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren lässt Veltheim auf seinen Besitzungen über 1 Million (!) Bäume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterstützt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich geprägt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Schüler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und Südostasien (seine drei Bücher darüber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen Überlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabhängiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn äußerlich in Ostrau, aber um so mehr hält er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angehört; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schließlich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 genötigt zu flüchten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitläufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterstützt ihn nun seinerseits. 70jährig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel Föhr. Er förderte Künstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquitätenhändler. Einige seiner Freunde (u.A. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht über Gebühr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Brückenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde lässt sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bezüglich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebensüberblick gegeben. Dafür gebührt ihm großer Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem Kölner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endgültige Ruhestätte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches über den außergewöhnlichen Adligen. Vieles spricht dafür. Weites Land trägt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr über Schlösser und Ländereien und trägt nichts mehr zur geistigen oder ästhetischen Orientierung der Masse bei. Auf der anderen Seite mehren sich die Zeichen für ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Heimat und damit ein vorurteilsfreier Blick zurück vor den Zweiten Weltkrieg, dessen Zerstörungswut längst nicht nur Materielles betraf. Gerade die Menschen in den neuen Ländern wollen heute wissen, wer vor Generationen auf dem Schloss in ihrer Umgebung der Herr gewesen ist und welchen Einfluss er hatte. Der Bibliothekar Karl Klaus Walther entreißt einen ganz besonderen Vertreter des deutschen Adels dem Vergessen. 1885 in Köln geboren, litt Veltheim seine Kindheit lang unter seinem jähzornigen Vater. Der schmiss schon mal eine brennende Öllampe vom Tisch nach ihm und seiner Mutter. Diese Unterdrückung führe dazu, dass Veltheim sein Leben lang stotterte. Er war ein schlechter Schüler und trat, der Tradition seiner Familie folgend, ins Militär ein. Hier hatte er erhebliche Schwierigkeiten, sich dem dumpfen Drill und der starrsinnigen Ungerechtigkeit anzupassen. Spätestens hier werden die Parallelen zu den Biographien des Ur-Dandys Beau Brummell und Ernst Jüngers überdeutlich. Aufgrund seiner Erfahrungen im Ballonflug wurde Veltheim dem Preußischen Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 zugeordnet. Im Rahmen der Mobilmachung wurde der Reserveoffizier als Beobachter im Fesselballon an die Front geschickt. Er zeichnete sich durch besonderen Mut aus und wurde hoch dekoriert. Nach dem Krieg versuchte er sich einige Zeit in München als Kunsthändler. Dies war auch die einzige Zeit in seinem Leben, wo er ein gutes Einkommen hatte. 1927 erbte er Schloss Ostrau, das dreizehn Kilometer süd-östlich von Halle/Saale liegt. Sein Vater wollte allerdings die Erbfolge verändert wissen und lies nichts unversucht, Veltheim um Ostrau zu bringen. Auch Stiefmutter und Stiefbruder waren sich ab 1933 nicht zu schade für übelste Intrigen und Denunziationen gegenüber nationalsozialistischen Stellen. Die endgültige gerichtliche Entscheidung zu Gunsten Veltheims erging erst in den vierziger Jahren. Adel verpflichtet. Veltheim hat in den Jahren zwischen 1929 und 1933 das Schloss und den Garten umfangreich saniert. Nur mit einheimischen Arbeitern, stellte er die Außenwände wieder her, verputzte das Schloss, ließ das Dach umdecken und 160 Fenster erneuern. Innen wurde ein riesiger, funktionsloser Durchgangssaal beseitigt, so dass seine umfangreiche Bibliothek und darüber das Familienarchiv aufgenommen werden konnten. Die zahlreichen Räume erhielten ihr Air durch Veltheims Kunstsammlung, die er harmonisch integrierte in das Barockschloss von 1713. In den 1930er Jahren machte Veltheim Schloss Ostrau zu einer geistigen Begegnungsstätte von internationalem Rang. Veltheim, Weltbürger, Religionsphilosoph, Anthroposoph und Freidenker hatte durch seine ausgedehnten Reisen Kontakte in viele Teile der Welt, vor allen Asien und Afrika. Wurde er in der fremden Kultur liebevoll aufgenommen und großzügig bewirtet, so stand er nicht nach und öffnete Ostrau für seine Gäste, soweit seine Mittel reichten. Der indische Subkontinent mit seinen Religionen hatte es dem Suchenden besonders angetan. Er brachte sich so manche Buddha-Statue mit, die dann Haus oder Garten in Ostrau zieren sollte. Obwohl er finanziell nicht großzügig ausgestattet war, erlangten seine Salons schnell legendären Ruf. Hier lernten sich Interessante und Interessierte über alle Fach- und ideologischen Grenzen hinweg kennen. Einig war man sich in der Ablehnung der totalitären Strömungen des Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Kommunismus wurden in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gesehen. Die bekanntesten seiner Freunde waren der Philosoph Hermann Graf Keyserling, Leo Baeck oder Oswald Spengler (»Der Untergang des Abendlandes«). Veltheim stand der Schwäche der Weimarer Republik kritisch gegenüber – dieser selbst jedoch nicht feindlich. Er fühlte sich der Konservativen Revolution zugehörig, hatte vielfältige Kontakte und war Mitglied im Tat-Kreis von Hans Zehrer. Veltheim war Europäer im kulturellen Sinn. Er sah Deutschlands Aufgabe darin, die östlichen Religionen in Europa zu transformieren. Prophetisch sah er viele politische Entwicklungen zutreffend voraus. So sah er direkt mit der Machtergreifung Hitlers den Zweiten Weltkrieg mit vielen seiner Folgen und in den 1950er Jahren die weltweite Gefahr des Kommunismus. Veltheims Geistesgröße bezeugte sich auch darin, dass er sich niemals von einer Bewegung vereinnahmen ließ, sondern auch bei größter Übereinstimmung kritische Distanz zu wahren wusste. Während des dritten Reiches musste er mehrmalige Gestapo-Verhöre und Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Dem braunen Mittelmaß musste dieser freie Geist suspekt sein. Dem Nazi-Terror aufrecht getrotzt zu haben, sollte ihm nach der Besetzung durch die Sowjets nicht helfen. Im November 1945 wurde Veltheim als Großgrundbesitzer enteignet und vertrieben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schwerkrank bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, die ihn aufopferungsvoll beherbergten. Der geistige Kontakt zu vielen, die das Dritte Reich honorig überstanden hatten, brach jedoch nicht ab. Hans Paeschke, der 1946 den noch heute bestehenden »Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken«, gründete, suchte Veltheim zu einer Mitarbeit zu überreden. Wegen seines schweren Asthmas waren diese entehrenden Jahre für ihn eine Qual. Veltheim starb am 13. August 1956 im Sanatorium in Utersum auf der Insel Föhr. Neben vielen anderen aristokratophilen Gepflogenheiten pflegte Veltheim die der Briefkorrespondenz. Zu hoffen ist, dass hiervon noch ediert wird, beispielsweise der Briefwechsel mit Ernst Jünger. Walther gelingt es nicht immer, die sprachliche Farbe einer Biographie zu treffen. An mancher Stelle wäre eine Vertiefung durch Zitate von Veltheims eigenen Aufzeichnungen wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, um ein Gefühl für diese stolze und bewusste Persönlichkeit zu bekommen. Auch hätte man sich mehr Photos von Veltheim gewünscht. Aber dies alles sind nur Kritikpunkte am Rande. Die Verdienste Walthers und des herausgebenden Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt überwiegen bei weitem. Bleibt zu hoffen, dass Schloss Ostrau in Zukunft eine Begegnungsstätte in Veltheims Sinne werden möge – und an seinen Wiederbegründer anno 1933 stilvoll erinnert. Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Einbandart Leinen Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, Hans-Hasso von ISBN-10 3-89812-211-5 / 3898122115 ISBN-13 978-3-89812-211-5 / 9783898122115 Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Karl Kl. Walther (Autor) 0.
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Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau (Aut (2004)

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Mitteldeutscher Verlag , 2004. 2004. Hardcover. 21,2 x 15,2 x 2,6 cm. Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.A. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in München und Berlin, Kunsthändler und Mäzen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer für bedrängte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner überaus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schlüssel für das Verständnis deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen über die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal jährt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigentümlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther stößt - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf außergewöhnliche Bücher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich für diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese schöne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Großen des 20.Jh. zusammentraf (u.A. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Militär, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinführer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in Münchener und Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schließlich die Übernahme des heruntergewirtschafteten väterlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 mustergültig saniert (wodurch er über Jahre hinweg zahlreiche Arbeitsplätze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begründen, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen Ländern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort für Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gesprächs, der Humanität, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerstände, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren lässt Veltheim auf seinen Besitzungen über 1 Million (!) Bäume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterstützt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich geprägt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Schüler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und Südostasien (seine drei Bücher darüber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen Überlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabhängiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn äußerlich in Ostrau, aber um so mehr hält er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angehört; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schließlich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 genötigt zu flüchten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitläufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterstützt ihn nun seinerseits. 70jährig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel Föhr. Er förderte Künstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquitätenhändler. Einige seiner Freunde (u.A. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht über Gebühr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Brückenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde lässt sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bezüglich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebensüberblick gegeben. Dafür gebührt ihm großer Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem Kölner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endgültige Ruhestätte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches über den außergewöhnlichen Adligen. Vieles spricht dafür. Weites Land trägt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr über Schlösser und Ländereien und trägt nichts mehr zur geistigen oder ästhetischen Orientierung der Masse bei. Auf der anderen Seite mehren sich die Zeichen für ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Heimat und damit ein vorurteilsfreier Blick zurück vor den Zweiten Weltkrieg, dessen Zerstörungswut längst nicht nur Materielles betraf. Gerade die Menschen in den neuen Ländern wollen heute wissen, wer vor Generationen auf dem Schloss in ihrer Umgebung der Herr gewesen ist und welchen Einfluss er hatte. Der Bibliothekar Karl Klaus Walther entreißt einen ganz besonderen Vertreter des deutschen Adels dem Vergessen. 1885 in Köln geboren, litt Veltheim seine Kindheit lang unter seinem jähzornigen Vater. Der schmiss schon mal eine brennende Öllampe vom Tisch nach ihm und seiner Mutter. Diese Unterdrückung führe dazu, dass Veltheim sein Leben lang stotterte. Er war ein schlechter Schüler und trat, der Tradition seiner Familie folgend, ins Militär ein. Hier hatte er erhebliche Schwierigkeiten, sich dem dumpfen Drill und der starrsinnigen Ungerechtigkeit anzupassen. Spätestens hier werden die Parallelen zu den Biographien des Ur-Dandys Beau Brummell und Ernst Jüngers überdeutlich. Aufgrund seiner Erfahrungen im Ballonflug wurde Veltheim dem Preußischen Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 zugeordnet. Im Rahmen der Mobilmachung wurde der Reserveoffizier als Beobachter im Fesselballon an die Front geschickt. Er zeichnete sich durch besonderen Mut aus und wurde hoch dekoriert. Nach dem Krieg versuchte er sich einige Zeit in München als Kunsthändler. Dies war auch die einzige Zeit in seinem Leben, wo er ein gutes Einkommen hatte. 1927 erbte er Schloss Ostrau, das dreizehn Kilometer süd-östlich von Halle/Saale liegt. Sein Vater wollte allerdings die Erbfolge verändert wissen und lies nichts unversucht, Veltheim um Ostrau zu bringen. Auch Stiefmutter und Stiefbruder waren sich ab 1933 nicht zu schade für übelste Intrigen und Denunziationen gegenüber nationalsozialistischen Stellen. Die endgültige gerichtliche Entscheidung zu Gunsten Veltheims erging erst in den vierziger Jahren. Adel verpflichtet. Veltheim hat in den Jahren zwischen 1929 und 1933 das Schloss und den Garten umfangreich saniert. Nur mit einheimischen Arbeitern, stellte er die Außenwände wieder her, verputzte das Schloss, ließ das Dach umdecken und 160 Fenster erneuern. Innen wurde ein riesiger, funktionsloser Durchgangssaal beseitigt, so dass seine umfangreiche Bibliothek und darüber das Familienarchiv aufgenommen werden konnten. Die zahlreichen Räume erhielten ihr Air durch Veltheims Kunstsammlung, die er harmonisch integrierte in das Barockschloss von 1713. In den 1930er Jahren machte Veltheim Schloss Ostrau zu einer geistigen Begegnungsstätte von internationalem Rang. Veltheim, Weltbürger, Religionsphilosoph, Anthroposoph und Freidenker hatte durch seine ausgedehnten Reisen Kontakte in viele Teile der Welt, vor allen Asien und Afrika. Wurde er in der fremden Kultur liebevoll aufgenommen und großzügig bewirtet, so stand er nicht nach und öffnete Ostrau für seine Gäste, soweit seine Mittel reichten. Der indische Subkontinent mit seinen Religionen hatte es dem Suchenden besonders angetan. Er brachte sich so manche Buddha-Statue mit, die dann Haus oder Garten in Ostrau zieren sollte. Obwohl er finanziell nicht großzügig ausgestattet war, erlangten seine Salons schnell legendären Ruf. Hier lernten sich Interessante und Interessierte über alle Fach- und ideologischen Grenzen hinweg kennen. Einig war man sich in der Ablehnung der totalitären Strömungen des Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Kommunismus wurden in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gesehen. Die bekanntesten seiner Freunde waren der Philosoph Hermann Graf Keyserling, Leo Baeck oder Oswald Spengler (»Der Untergang des Abendlandes«). Veltheim stand der Schwäche der Weimarer Republik kritisch gegenüber – dieser selbst jedoch nicht feindlich. Er fühlte sich der Konservativen Revolution zugehörig, hatte vielfältige Kontakte und war Mitglied im Tat-Kreis von Hans Zehrer. Veltheim war Europäer im kulturellen Sinn. Er sah Deutschlands Aufgabe darin, die östlichen Religionen in Europa zu transformieren. Prophetisch sah er viele politische Entwicklungen zutreffend voraus. So sah er direkt mit der Machtergreifung Hitlers den Zweiten Weltkrieg mit vielen seiner Folgen und in den 1950er Jahren die weltweite Gefahr des Kommunismus. Veltheims Geistesgröße bezeugte sich auch darin, dass er sich niemals von einer Bewegung vereinnahmen ließ, sondern auch bei größter Übereinstimmung kritische Distanz zu wahren wusste. Während des dritten Reiches musste er mehrmalige Gestapo-Verhöre und Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Dem braunen Mittelmaß musste dieser freie Geist suspekt sein. Dem Nazi-Terror aufrecht getrotzt zu haben, sollte ihm nach der Besetzung durch die Sowjets nicht helfen. Im November 1945 wurde Veltheim als Großgrundbesitzer enteignet und vertrieben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schwerkrank bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, die ihn aufopferungsvoll beherbergten. Der geistige Kontakt zu vielen, die das Dritte Reich honorig überstanden hatten, brach jedoch nicht ab. Hans Paeschke, der 1946 den noch heute bestehenden »Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken«, gründete, suchte Veltheim zu einer Mitarbeit zu überreden. Wegen seines schweren Asthmas waren diese entehrenden Jahre für ihn eine Qual. Veltheim starb am 13. August 1956 im Sanatorium in Utersum auf der Insel Föhr. Neben vielen anderen aristokratophilen Gepflogenheiten pflegte Veltheim die der Briefkorrespondenz. Zu hoffen ist, dass hiervon noch ediert wird, beispielsweise der Briefwechsel mit Ernst Jünger. Walther gelingt es nicht immer, die sprachliche Farbe einer Biographie zu treffen. An mancher Stelle wäre eine Vertiefung durch Zitate von Veltheims eigenen Aufzeichnungen wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, um ein Gefühl für diese stolze und bewusste Persönlichkeit zu bekommen. Auch hätte man sich mehr Photos von Veltheim gewünscht. Aber dies alles sind nur Kritikpunkte am Rande. Die Verdienste Walthers und des herausgebenden Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt überwiegen bei weitem. Bleibt zu hoffen, dass Schloss Ostrau in Zukunft eine Begegnungsstätte in Veltheims Sinne werden möge – und an seinen Wiederbegründer anno 1933 stilvoll erinnert. Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Einbandart Leinen Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, Hans-Hasso von ISBN-10 3-89812-211-5 / 3898122115 ISBN-13 978-3-89812-211-5 / 9783898122115 Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Karl Kl. Walther (Autor) 0.
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Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau (Aut (2004)

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ISBN: 9783898122115 bzw. 3898122115, vermutlich in Deutsch, Mitteldeutscher Verlag, gebundenes Buch.

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Mitteldeutscher Verlag , 2004. 2004. Hardcover. 21,2 x 15,2 x 2,6 cm. Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.A. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in München und Berlin, Kunsthändler und Mäzen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer für bedrängte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner überaus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schlüssel für das Verständnis deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen über die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal jährt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigentümlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther stößt - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf außergewöhnliche Bücher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich für diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese schöne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Großen des 20.Jh. zusammentraf (u.A. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Militär, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinführer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in Münchener und Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schließlich die Übernahme des heruntergewirtschafteten väterlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 mustergültig saniert (wodurch er über Jahre hinweg zahlreiche Arbeitsplätze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begründen, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen Ländern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort für Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gesprächs, der Humanität, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerstände, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren lässt Veltheim auf seinen Besitzungen über 1 Million (!) Bäume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterstützt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich geprägt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Schüler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und Südostasien (seine drei Bücher darüber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen Überlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabhängiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn äußerlich in Ostrau, aber um so mehr hält er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angehört; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schließlich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 genötigt zu flüchten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitläufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterstützt ihn nun seinerseits. 70jährig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel Föhr. Er förderte Künstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquitätenhändler. Einige seiner Freunde (u.A. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht über Gebühr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Brückenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde lässt sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bezüglich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebensüberblick gegeben. Dafür gebührt ihm großer Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem Kölner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endgültige Ruhestätte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches über den außergewöhnlichen Adligen. Vieles spricht dafür. Weites Land trägt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr über Schlösser und Ländereien und trägt nichts mehr zur geistigen oder ästhetischen Orientierung der Masse bei. Auf der anderen Seite mehren sich die Zeichen für ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Heimat und damit ein vorurteilsfreier Blick zurück vor den Zweiten Weltkrieg, dessen Zerstörungswut längst nicht nur Materielles betraf. Gerade die Menschen in den neuen Ländern wollen heute wissen, wer vor Generationen auf dem Schloss in ihrer Umgebung der Herr gewesen ist und welchen Einfluss er hatte. Der Bibliothekar Karl Klaus Walther entreißt einen ganz besonderen Vertreter des deutschen Adels dem Vergessen. 1885 in Köln geboren, litt Veltheim seine Kindheit lang unter seinem jähzornigen Vater. Der schmiss schon mal eine brennende Öllampe vom Tisch nach ihm und seiner Mutter. Diese Unterdrückung führe dazu, dass Veltheim sein Leben lang stotterte. Er war ein schlechter Schüler und trat, der Tradition seiner Familie folgend, ins Militär ein. Hier hatte er erhebliche Schwierigkeiten, sich dem dumpfen Drill und der starrsinnigen Ungerechtigkeit anzupassen. Spätestens hier werden die Parallelen zu den Biographien des Ur-Dandys Beau Brummell und Ernst Jüngers überdeutlich. Aufgrund seiner Erfahrungen im Ballonflug wurde Veltheim dem Preußischen Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 zugeordnet. Im Rahmen der Mobilmachung wurde der Reserveoffizier als Beobachter im Fesselballon an die Front geschickt. Er zeichnete sich durch besonderen Mut aus und wurde hoch dekoriert. Nach dem Krieg versuchte er sich einige Zeit in München als Kunsthändler. Dies war auch die einzige Zeit in seinem Leben, wo er ein gutes Einkommen hatte. 1927 erbte er Schloss Ostrau, das dreizehn Kilometer süd-östlich von Halle/Saale liegt. Sein Vater wollte allerdings die Erbfolge verändert wissen und lies nichts unversucht, Veltheim um Ostrau zu bringen. Auch Stiefmutter und Stiefbruder waren sich ab 1933 nicht zu schade für übelste Intrigen und Denunziationen gegenüber nationalsozialistischen Stellen. Die endgültige gerichtliche Entscheidung zu Gunsten Veltheims erging erst in den vierziger Jahren. Adel verpflichtet. Veltheim hat in den Jahren zwischen 1929 und 1933 das Schloss und den Garten umfangreich saniert. Nur mit einheimischen Arbeitern, stellte er die Außenwände wieder her, verputzte das Schloss, ließ das Dach umdecken und 160 Fenster erneuern. Innen wurde ein riesiger, funktionsloser Durchgangssaal beseitigt, so dass seine umfangreiche Bibliothek und darüber das Familienarchiv aufgenommen werden konnten. Die zahlreichen Räume erhielten ihr Air durch Veltheims Kunstsammlung, die er harmonisch integrierte in das Barockschloss von 1713. In den 1930er Jahren machte Veltheim Schloss Ostrau zu einer geistigen Begegnungsstätte von internationalem Rang. Veltheim, Weltbürger, Religionsphilosoph, Anthroposoph und Freidenker hatte durch seine ausgedehnten Reisen Kontakte in viele Teile der Welt, vor allen Asien und Afrika. Wurde er in der fremden Kultur liebevoll aufgenommen und großzügig bewirtet, so stand er nicht nach und öffnete Ostrau für seine Gäste, soweit seine Mittel reichten. Der indische Subkontinent mit seinen Religionen hatte es dem Suchenden besonders angetan. Er brachte sich so manche Buddha-Statue mit, die dann Haus oder Garten in Ostrau zieren sollte. Obwohl er finanziell nicht großzügig ausgestattet war, erlangten seine Salons schnell legendären Ruf. Hier lernten sich Interessante und Interessierte über alle Fach- und ideologischen Grenzen hinweg kennen. Einig war man sich in der Ablehnung der totalitären Strömungen des Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Kommunismus wurden in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gesehen. Die bekanntesten seiner Freunde waren der Philosoph Hermann Graf Keyserling, Leo Baeck oder Oswald Spengler (»Der Untergang des Abendlandes«). Veltheim stand der Schwäche der Weimarer Republik kritisch gegenüber – dieser selbst jedoch nicht feindlich. Er fühlte sich der Konservativen Revolution zugehörig, hatte vielfältige Kontakte und war Mitglied im Tat-Kreis von Hans Zehrer. Veltheim war Europäer im kulturellen Sinn. Er sah Deutschlands Aufgabe darin, die östlichen Religionen in Europa zu transformieren. Prophetisch sah er viele politische Entwicklungen zutreffend voraus. So sah er direkt mit der Machtergreifung Hitlers den Zweiten Weltkrieg mit vielen seiner Folgen und in den 1950er Jahren die weltweite Gefahr des Kommunismus. Veltheims Geistesgröße bezeugte sich auch darin, dass er sich niemals von einer Bewegung vereinnahmen ließ, sondern auch bei größter Übereinstimmung kritische Distanz zu wahren wusste. Während des dritten Reiches musste er mehrmalige Gestapo-Verhöre und Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Dem braunen Mittelmaß musste dieser freie Geist suspekt sein. Dem Nazi-Terror aufrecht getrotzt zu haben, sollte ihm nach der Besetzung durch die Sowjets nicht helfen. Im November 1945 wurde Veltheim als Großgrundbesitzer enteignet und vertrieben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schwerkrank bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, die ihn aufopferungsvoll beherbergten. Der geistige Kontakt zu vielen, die das Dritte Reich honorig überstanden hatten, brach jedoch nicht ab. Hans Paeschke, der 1946 den noch heute bestehenden »Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken«, gründete, suchte Veltheim zu einer Mitarbeit zu überreden. Wegen seines schweren Asthmas waren diese entehrenden Jahre für ihn eine Qual. Veltheim starb am 13. August 1956 im Sanatorium in Utersum auf der Insel Föhr. Neben vielen anderen aristokratophilen Gepflogenheiten pflegte Veltheim die der Briefkorrespondenz. Zu hoffen ist, dass hiervon noch ediert wird, beispielsweise der Briefwechsel mit Ernst Jünger. Walther gelingt es nicht immer, die sprachliche Farbe einer Biographie zu treffen. An mancher Stelle wäre eine Vertiefung durch Zitate von Veltheims eigenen Aufzeichnungen wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, um ein Gefühl für diese stolze und bewusste Persönlichkeit zu bekommen. Auch hätte man sich mehr Photos von Veltheim gewünscht. Aber dies alles sind nur Kritikpunkte am Rande. Die Verdienste Walthers und des herausgebenden Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt überwiegen bei weitem. Bleibt zu hoffen, dass Schloss Ostrau in Zukunft eine Begegnungsstätte in Veltheims Sinne werden möge – und an seinen Wiederbegründer anno 1933 stilvoll erinnert. Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Einbandart Leinen Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, Hans-Hasso von ISBN-10 3-89812-211-5 / 3898122115 ISBN-13 978-3-89812-211-5 / 9783898122115 Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Karl Kl. Walther (Autor) 0.
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Karl Kl. Walther

Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau (Aut (2004)

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Von Händler/Antiquariat, BOOK-SERVICE Lars Lutzer - ANTIQUARIAN BOOKS - LITERATURE SEARCH *** BOOKSERVICE *** ANTIQUARIAN RESEARCH.
Mitteldeutscher Verlag , 2004. 2004. Hardcover. 21,2 x 15,2 x 2,6 cm. Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.A. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in München und Berlin, Kunsthändler und Mäzen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer für bedrängte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner überaus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schlüssel für das Verständnis deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen über die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal jährt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigentümlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther stößt - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf außergewöhnliche Bücher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich für diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese schöne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Großen des 20.Jh. zusammentraf (u.A. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Militär, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinführer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in Münchener und Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schließlich die Übernahme des heruntergewirtschafteten väterlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 mustergültig saniert (wodurch er über Jahre hinweg zahlreiche Arbeitsplätze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begründen, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen Ländern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort für Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gesprächs, der Humanität, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerstände, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren lässt Veltheim auf seinen Besitzungen über 1 Million (!) Bäume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterstützt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich geprägt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Schüler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und Südostasien (seine drei Bücher darüber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen Überlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabhängiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn äußerlich in Ostrau, aber um so mehr hält er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angehört; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schließlich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 genötigt zu flüchten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitläufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterstützt ihn nun seinerseits. 70jährig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel Föhr. Er förderte Künstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquitätenhändler. Einige seiner Freunde (u.A. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht über Gebühr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Brückenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde lässt sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bezüglich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebensüberblick gegeben. Dafür gebührt ihm großer Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem Kölner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endgültige Ruhestätte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches über den außergewöhnlichen Adligen. Vieles spricht dafür. Weites Land trägt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr über Schlösser und Ländereien und trägt nichts mehr zur geistigen oder ästhetischen Orientierung der Masse bei. Auf der anderen Seite mehren sich die Zeichen für ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Heimat und damit ein vorurteilsfreier Blick zurück vor den Zweiten Weltkrieg, dessen Zerstörungswut längst nicht nur Materielles betraf. Gerade die Menschen in den neuen Ländern wollen heute wissen, wer vor Generationen auf dem Schloss in ihrer Umgebung der Herr gewesen ist und welchen Einfluss er hatte. Der Bibliothekar Karl Klaus Walther entreißt einen ganz besonderen Vertreter des deutschen Adels dem Vergessen. 1885 in Köln geboren, litt Veltheim seine Kindheit lang unter seinem jähzornigen Vater. Der schmiss schon mal eine brennende Öllampe vom Tisch nach ihm und seiner Mutter. Diese Unterdrückung führe dazu, dass Veltheim sein Leben lang stotterte. Er war ein schlechter Schüler und trat, der Tradition seiner Familie folgend, ins Militär ein. Hier hatte er erhebliche Schwierigkeiten, sich dem dumpfen Drill und der starrsinnigen Ungerechtigkeit anzupassen. Spätestens hier werden die Parallelen zu den Biographien des Ur-Dandys Beau Brummell und Ernst Jüngers überdeutlich. Aufgrund seiner Erfahrungen im Ballonflug wurde Veltheim dem Preußischen Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 zugeordnet. Im Rahmen der Mobilmachung wurde der Reserveoffizier als Beobachter im Fesselballon an die Front geschickt. Er zeichnete sich durch besonderen Mut aus und wurde hoch dekoriert. Nach dem Krieg versuchte er sich einige Zeit in München als Kunsthändler. Dies war auch die einzige Zeit in seinem Leben, wo er ein gutes Einkommen hatte. 1927 erbte er Schloss Ostrau, das dreizehn Kilometer süd-östlich von Halle/Saale liegt. Sein Vater wollte allerdings die Erbfolge verändert wissen und lies nichts unversucht, Veltheim um Ostrau zu bringen. Auch Stiefmutter und Stiefbruder waren sich ab 1933 nicht zu schade für übelste Intrigen und Denunziationen gegenüber nationalsozialistischen Stellen. Die endgültige gerichtliche Entscheidung zu Gunsten Veltheims erging erst in den vierziger Jahren. Adel verpflichtet. Veltheim hat in den Jahren zwischen 1929 und 1933 das Schloss und den Garten umfangreich saniert. Nur mit einheimischen Arbeitern, stellte er die Außenwände wieder her, verputzte das Schloss, ließ das Dach umdecken und 160 Fenster erneuern. Innen wurde ein riesiger, funktionsloser Durchgangssaal beseitigt, so dass seine umfangreiche Bibliothek und darüber das Familienarchiv aufgenommen werden konnten. Die zahlreichen Räume erhielten ihr Air durch Veltheims Kunstsammlung, die er harmonisch integrierte in das Barockschloss von 1713. In den 1930er Jahren machte Veltheim Schloss Ostrau zu einer geistigen Begegnungsstätte von internationalem Rang. Veltheim, Weltbürger, Religionsphilosoph, Anthroposoph und Freidenker hatte durch seine ausgedehnten Reisen Kontakte in viele Teile der Welt, vor allen Asien und Afrika. Wurde er in der fremden Kultur liebevoll aufgenommen und großzügig bewirtet, so stand er nicht nach und öffnete Ostrau für seine Gäste, soweit seine Mittel reichten. Der indische Subkontinent mit seinen Religionen hatte es dem Suchenden besonders angetan. Er brachte sich so manche Buddha-Statue mit, die dann Haus oder Garten in Ostrau zieren sollte. Obwohl er finanziell nicht großzügig ausgestattet war, erlangten seine Salons schnell legendären Ruf. Hier lernten sich Interessante und Interessierte über alle Fach- und ideologischen Grenzen hinweg kennen. Einig war man sich in der Ablehnung der totalitären Strömungen des Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Kommunismus wurden in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gesehen. Die bekanntesten seiner Freunde waren der Philosoph Hermann Graf Keyserling, Leo Baeck oder Oswald Spengler (»Der Untergang des Abendlandes«). Veltheim stand der Schwäche der Weimarer Republik kritisch gegenüber – dieser selbst jedoch nicht feindlich. Er fühlte sich der Konservativen Revolution zugehörig, hatte vielfältige Kontakte und war Mitglied im Tat-Kreis von Hans Zehrer. Veltheim war Europäer im kulturellen Sinn. Er sah Deutschlands Aufgabe darin, die östlichen Religionen in Europa zu transformieren. Prophetisch sah er viele politische Entwicklungen zutreffend voraus. So sah er direkt mit der Machtergreifung Hitlers den Zweiten Weltkrieg mit vielen seiner Folgen und in den 1950er Jahren die weltweite Gefahr des Kommunismus. Veltheims Geistesgröße bezeugte sich auch darin, dass er sich niemals von einer Bewegung vereinnahmen ließ, sondern auch bei größter Übereinstimmung kritische Distanz zu wahren wusste. Während des dritten Reiches musste er mehrmalige Gestapo-Verhöre und Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Dem braunen Mittelmaß musste dieser freie Geist suspekt sein. Dem Nazi-Terror aufrecht getrotzt zu haben, sollte ihm nach der Besetzung durch die Sowjets nicht helfen. Im November 1945 wurde Veltheim als Großgrundbesitzer enteignet und vertrieben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schwerkrank bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, die ihn aufopferungsvoll beherbergten. Der geistige Kontakt zu vielen, die das Dritte Reich honorig überstanden hatten, brach jedoch nicht ab. Hans Paeschke, der 1946 den noch heute bestehenden »Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken«, gründete, suchte Veltheim zu einer Mitarbeit zu überreden. Wegen seines schweren Asthmas waren diese entehrenden Jahre für ihn eine Qual. Veltheim starb am 13. August 1956 im Sanatorium in Utersum auf der Insel Föhr. Neben vielen anderen aristokratophilen Gepflogenheiten pflegte Veltheim die der Briefkorrespondenz. Zu hoffen ist, dass hiervon noch ediert wird, beispielsweise der Briefwechsel mit Ernst Jünger. Walther gelingt es nicht immer, die sprachliche Farbe einer Biographie zu treffen. An mancher Stelle wäre eine Vertiefung durch Zitate von Veltheims eigenen Aufzeichnungen wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, um ein Gefühl für diese stolze und bewusste Persönlichkeit zu bekommen. Auch hätte man sich mehr Photos von Veltheim gewünscht. Aber dies alles sind nur Kritikpunkte am Rande. Die Verdienste Walthers und des herausgebenden Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt überwiegen bei weitem. Bleibt zu hoffen, dass Schloss Ostrau in Zukunft eine Begegnungsstätte in Veltheims Sinne werden möge – und an seinen Wiederbegründer anno 1933 stilvoll erinnert. Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Einbandart Leinen Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, Hans-Hasso von ISBN-10 3-89812-211-5 / 3898122115 ISBN-13 978-3-89812-211-5 / 9783898122115 Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Karl Kl. Walther (Autor) 0.
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Karl Kl. Walther

Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau (Aut (2004)

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ISBN: 9783898122115 bzw. 3898122115, vermutlich in Deutsch, Mitteldeutscher Verlag, gebundenes Buch.

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Von Händler/Antiquariat, BOOK-SERVICE Lars Lutzer - ANTIQUARIAN BOOKS - LITERATURE SEARCH *** BOOKSERVICE *** ANTIQUARIAN RESEARCH.
Mitteldeutscher Verlag , 2004. 2004. Hardcover. 21,2 x 15,2 x 2,6 cm. Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.A. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in München und Berlin, Kunsthändler und Mäzen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer für bedrängte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner überaus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schlüssel für das Verständnis deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen über die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal jährt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigentümlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther stößt - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf außergewöhnliche Bücher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich für diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese schöne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Großen des 20.Jh. zusammentraf (u.A. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Militär, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinführer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in Münchener und Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schließlich die Übernahme des heruntergewirtschafteten väterlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 mustergültig saniert (wodurch er über Jahre hinweg zahlreiche Arbeitsplätze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begründen, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen Ländern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort für Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gesprächs, der Humanität, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerstände, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren lässt Veltheim auf seinen Besitzungen über 1 Million (!) Bäume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterstützt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich geprägt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Schüler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und Südostasien (seine drei Bücher darüber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen Überlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabhängiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn äußerlich in Ostrau, aber um so mehr hält er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angehört; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schließlich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 genötigt zu flüchten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitläufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterstützt ihn nun seinerseits. 70jährig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel Föhr. Er förderte Künstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquitätenhändler. Einige seiner Freunde (u.A. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht über Gebühr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Brückenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde lässt sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bezüglich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebensüberblick gegeben. Dafür gebührt ihm großer Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem Kölner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endgültige Ruhestätte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches über den außergewöhnlichen Adligen. Vieles spricht dafür. Weites Land trägt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr über Schlösser und Ländereien und trägt nichts mehr zur geistigen oder ästhetischen Orientierung der Masse bei. Auf der anderen Seite mehren sich die Zeichen für ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Heimat und damit ein vorurteilsfreier Blick zurück vor den Zweiten Weltkrieg, dessen Zerstörungswut längst nicht nur Materielles betraf. Gerade die Menschen in den neuen Ländern wollen heute wissen, wer vor Generationen auf dem Schloss in ihrer Umgebung der Herr gewesen ist und welchen Einfluss er hatte. Der Bibliothekar Karl Klaus Walther entreißt einen ganz besonderen Vertreter des deutschen Adels dem Vergessen. 1885 in Köln geboren, litt Veltheim seine Kindheit lang unter seinem jähzornigen Vater. Der schmiss schon mal eine brennende Öllampe vom Tisch nach ihm und seiner Mutter. Diese Unterdrückung führe dazu, dass Veltheim sein Leben lang stotterte. Er war ein schlechter Schüler und trat, der Tradition seiner Familie folgend, ins Militär ein. Hier hatte er erhebliche Schwierigkeiten, sich dem dumpfen Drill und der starrsinnigen Ungerechtigkeit anzupassen. Spätestens hier werden die Parallelen zu den Biographien des Ur-Dandys Beau Brummell und Ernst Jüngers überdeutlich. Aufgrund seiner Erfahrungen im Ballonflug wurde Veltheim dem Preußischen Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 zugeordnet. Im Rahmen der Mobilmachung wurde der Reserveoffizier als Beobachter im Fesselballon an die Front geschickt. Er zeichnete sich durch besonderen Mut aus und wurde hoch dekoriert. Nach dem Krieg versuchte er sich einige Zeit in München als Kunsthändler. Dies war auch die einzige Zeit in seinem Leben, wo er ein gutes Einkommen hatte. 1927 erbte er Schloss Ostrau, das dreizehn Kilometer süd-östlich von Halle/Saale liegt. Sein Vater wollte allerdings die Erbfolge verändert wissen und lies nichts unversucht, Veltheim um Ostrau zu bringen. Auch Stiefmutter und Stiefbruder waren sich ab 1933 nicht zu schade für übelste Intrigen und Denunziationen gegenüber nationalsozialistischen Stellen. Die endgültige gerichtliche Entscheidung zu Gunsten Veltheims erging erst in den vierziger Jahren. Adel verpflichtet. Veltheim hat in den Jahren zwischen 1929 und 1933 das Schloss und den Garten umfangreich saniert. Nur mit einheimischen Arbeitern, stellte er die Außenwände wieder her, verputzte das Schloss, ließ das Dach umdecken und 160 Fenster erneuern. Innen wurde ein riesiger, funktionsloser Durchgangssaal beseitigt, so dass seine umfangreiche Bibliothek und darüber das Familienarchiv aufgenommen werden konnten. Die zahlreichen Räume erhielten ihr Air durch Veltheims Kunstsammlung, die er harmonisch integrierte in das Barockschloss von 1713. In den 1930er Jahren machte Veltheim Schloss Ostrau zu einer geistigen Begegnungsstätte von internationalem Rang. Veltheim, Weltbürger, Religionsphilosoph, Anthroposoph und Freidenker hatte durch seine ausgedehnten Reisen Kontakte in viele Teile der Welt, vor allen Asien und Afrika. Wurde er in der fremden Kultur liebevoll aufgenommen und großzügig bewirtet, so stand er nicht nach und öffnete Ostrau für seine Gäste, soweit seine Mittel reichten. Der indische Subkontinent mit seinen Religionen hatte es dem Suchenden besonders angetan. Er brachte sich so manche Buddha-Statue mit, die dann Haus oder Garten in Ostrau zieren sollte. Obwohl er finanziell nicht großzügig ausgestattet war, erlangten seine Salons schnell legendären Ruf. Hier lernten sich Interessante und Interessierte über alle Fach- und ideologischen Grenzen hinweg kennen. Einig war man sich in der Ablehnung der totalitären Strömungen des Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Kommunismus wurden in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gesehen. Die bekanntesten seiner Freunde waren der Philosoph Hermann Graf Keyserling, Leo Baeck oder Oswald Spengler (»Der Untergang des Abendlandes«). Veltheim stand der Schwäche der Weimarer Republik kritisch gegenüber – dieser selbst jedoch nicht feindlich. Er fühlte sich der Konservativen Revolution zugehörig, hatte vielfältige Kontakte und war Mitglied im Tat-Kreis von Hans Zehrer. Veltheim war Europäer im kulturellen Sinn. Er sah Deutschlands Aufgabe darin, die östlichen Religionen in Europa zu transformieren. Prophetisch sah er viele politische Entwicklungen zutreffend voraus. So sah er direkt mit der Machtergreifung Hitlers den Zweiten Weltkrieg mit vielen seiner Folgen und in den 1950er Jahren die weltweite Gefahr des Kommunismus. Veltheims Geistesgröße bezeugte sich auch darin, dass er sich niemals von einer Bewegung vereinnahmen ließ, sondern auch bei größter Übereinstimmung kritische Distanz zu wahren wusste. Während des dritten Reiches musste er mehrmalige Gestapo-Verhöre und Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Dem braunen Mittelmaß musste dieser freie Geist suspekt sein. Dem Nazi-Terror aufrecht getrotzt zu haben, sollte ihm nach der Besetzung durch die Sowjets nicht helfen. Im November 1945 wurde Veltheim als Großgrundbesitzer enteignet und vertrieben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schwerkrank bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, die ihn aufopferungsvoll beherbergten. Der geistige Kontakt zu vielen, die das Dritte Reich honorig überstanden hatten, brach jedoch nicht ab. Hans Paeschke, der 1946 den noch heute bestehenden »Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken«, gründete, suchte Veltheim zu einer Mitarbeit zu überreden. Wegen seines schweren Asthmas waren diese entehrenden Jahre für ihn eine Qual. Veltheim starb am 13. August 1956 im Sanatorium in Utersum auf der Insel Föhr. Neben vielen anderen aristokratophilen Gepflogenheiten pflegte Veltheim die der Briefkorrespondenz. Zu hoffen ist, dass hiervon noch ediert wird, beispielsweise der Briefwechsel mit Ernst Jünger. Walther gelingt es nicht immer, die sprachliche Farbe einer Biographie zu treffen. An mancher Stelle wäre eine Vertiefung durch Zitate von Veltheims eigenen Aufzeichnungen wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, um ein Gefühl für diese stolze und bewusste Persönlichkeit zu bekommen. Auch hätte man sich mehr Photos von Veltheim gewünscht. Aber dies alles sind nur Kritikpunkte am Rande. Die Verdienste Walthers und des herausgebenden Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt überwiegen bei weitem. Bleibt zu hoffen, dass Schloss Ostrau in Zukunft eine Begegnungsstätte in Veltheims Sinne werden möge – und an seinen Wiederbegründer anno 1933 stilvoll erinnert. Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Einbandart Leinen Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, Hans-Hasso von ISBN-10 3-89812-211-5 / 3898122115 ISBN-13 978-3-89812-211-5 / 9783898122115 Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Karl Kl. Walther (Autor) 0.
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Karl Kl. Walther

Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau (Aut (2004)

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Von Händler/Antiquariat, BOOK-SERVICE Lars Lutzer - ANTIQUARIAN BOOKS - LITERATURE SEARCH *** BOOKSERVICE *** ANTIQUARIAN RESEARCH.
Mitteldeutscher Verlag , 2004. 2004. Hardcover. 21,2 x 15,2 x 2,6 cm. Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.A. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in München und Berlin, Kunsthändler und Mäzen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer für bedrängte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner überaus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schlüssel für das Verständnis deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen über die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal jährt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigentümlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther stößt - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf außergewöhnliche Bücher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich für diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese schöne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Großen des 20.Jh. zusammentraf (u.A. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Militär, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinführer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in Münchener und Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schließlich die Übernahme des heruntergewirtschafteten väterlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 mustergültig saniert (wodurch er über Jahre hinweg zahlreiche Arbeitsplätze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begründen, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen Ländern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort für Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gesprächs, der Humanität, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerstände, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren lässt Veltheim auf seinen Besitzungen über 1 Million (!) Bäume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterstützt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich geprägt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Schüler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und Südostasien (seine drei Bücher darüber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen Überlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabhängiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn äußerlich in Ostrau, aber um so mehr hält er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angehört; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schließlich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 genötigt zu flüchten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitläufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterstützt ihn nun seinerseits. 70jährig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel Föhr. Er förderte Künstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquitätenhändler. Einige seiner Freunde (u.A. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht über Gebühr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Brückenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde lässt sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bezüglich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebensüberblick gegeben. Dafür gebührt ihm großer Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem Kölner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endgültige Ruhestätte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches über den außergewöhnlichen Adligen. Vieles spricht dafür. Weites Land trägt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr über Schlösser und Ländereien und trägt nichts mehr zur geistigen oder ästhetischen Orientierung der Masse bei. Auf der anderen Seite mehren sich die Zeichen für ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Heimat und damit ein vorurteilsfreier Blick zurück vor den Zweiten Weltkrieg, dessen Zerstörungswut längst nicht nur Materielles betraf. Gerade die Menschen in den neuen Ländern wollen heute wissen, wer vor Generationen auf dem Schloss in ihrer Umgebung der Herr gewesen ist und welchen Einfluss er hatte. Der Bibliothekar Karl Klaus Walther entreißt einen ganz besonderen Vertreter des deutschen Adels dem Vergessen. 1885 in Köln geboren, litt Veltheim seine Kindheit lang unter seinem jähzornigen Vater. Der schmiss schon mal eine brennende Öllampe vom Tisch nach ihm und seiner Mutter. Diese Unterdrückung führe dazu, dass Veltheim sein Leben lang stotterte. Er war ein schlechter Schüler und trat, der Tradition seiner Familie folgend, ins Militär ein. Hier hatte er erhebliche Schwierigkeiten, sich dem dumpfen Drill und der starrsinnigen Ungerechtigkeit anzupassen. Spätestens hier werden die Parallelen zu den Biographien des Ur-Dandys Beau Brummell und Ernst Jüngers überdeutlich. Aufgrund seiner Erfahrungen im Ballonflug wurde Veltheim dem Preußischen Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 zugeordnet. Im Rahmen der Mobilmachung wurde der Reserveoffizier als Beobachter im Fesselballon an die Front geschickt. Er zeichnete sich durch besonderen Mut aus und wurde hoch dekoriert. Nach dem Krieg versuchte er sich einige Zeit in München als Kunsthändler. Dies war auch die einzige Zeit in seinem Leben, wo er ein gutes Einkommen hatte. 1927 erbte er Schloss Ostrau, das dreizehn Kilometer süd-östlich von Halle/Saale liegt. Sein Vater wollte allerdings die Erbfolge verändert wissen und lies nichts unversucht, Veltheim um Ostrau zu bringen. Auch Stiefmutter und Stiefbruder waren sich ab 1933 nicht zu schade für übelste Intrigen und Denunziationen gegenüber nationalsozialistischen Stellen. Die endgültige gerichtliche Entscheidung zu Gunsten Veltheims erging erst in den vierziger Jahren. Adel verpflichtet. Veltheim hat in den Jahren zwischen 1929 und 1933 das Schloss und den Garten umfangreich saniert. Nur mit einheimischen Arbeitern, stellte er die Außenwände wieder her, verputzte das Schloss, ließ das Dach umdecken und 160 Fenster erneuern. Innen wurde ein riesiger, funktionsloser Durchgangssaal beseitigt, so dass seine umfangreiche Bibliothek und darüber das Familienarchiv aufgenommen werden konnten. Die zahlreichen Räume erhielten ihr Air durch Veltheims Kunstsammlung, die er harmonisch integrierte in das Barockschloss von 1713. In den 1930er Jahren machte Veltheim Schloss Ostrau zu einer geistigen Begegnungsstätte von internationalem Rang. Veltheim, Weltbürger, Religionsphilosoph, Anthroposoph und Freidenker hatte durch seine ausgedehnten Reisen Kontakte in viele Teile der Welt, vor allen Asien und Afrika. Wurde er in der fremden Kultur liebevoll aufgenommen und großzügig bewirtet, so stand er nicht nach und öffnete Ostrau für seine Gäste, soweit seine Mittel reichten. Der indische Subkontinent mit seinen Religionen hatte es dem Suchenden besonders angetan. Er brachte sich so manche Buddha-Statue mit, die dann Haus oder Garten in Ostrau zieren sollte. Obwohl er finanziell nicht großzügig ausgestattet war, erlangten seine Salons schnell legendären Ruf. Hier lernten sich Interessante und Interessierte über alle Fach- und ideologischen Grenzen hinweg kennen. Einig war man sich in der Ablehnung der totalitären Strömungen des Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Kommunismus wurden in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gesehen. Die bekanntesten seiner Freunde waren der Philosoph Hermann Graf Keyserling, Leo Baeck oder Oswald Spengler (»Der Untergang des Abendlandes«). Veltheim stand der Schwäche der Weimarer Republik kritisch gegenüber – dieser selbst jedoch nicht feindlich. Er fühlte sich der Konservativen Revolution zugehörig, hatte vielfältige Kontakte und war Mitglied im Tat-Kreis von Hans Zehrer. Veltheim war Europäer im kulturellen Sinn. Er sah Deutschlands Aufgabe darin, die östlichen Religionen in Europa zu transformieren. Prophetisch sah er viele politische Entwicklungen zutreffend voraus. So sah er direkt mit der Machtergreifung Hitlers den Zweiten Weltkrieg mit vielen seiner Folgen und in den 1950er Jahren die weltweite Gefahr des Kommunismus. Veltheims Geistesgröße bezeugte sich auch darin, dass er sich niemals von einer Bewegung vereinnahmen ließ, sondern auch bei größter Übereinstimmung kritische Distanz zu wahren wusste. Während des dritten Reiches musste er mehrmalige Gestapo-Verhöre und Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Dem braunen Mittelmaß musste dieser freie Geist suspekt sein. Dem Nazi-Terror aufrecht getrotzt zu haben, sollte ihm nach der Besetzung durch die Sowjets nicht helfen. Im November 1945 wurde Veltheim als Großgrundbesitzer enteignet und vertrieben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schwerkrank bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, die ihn aufopferungsvoll beherbergten. Der geistige Kontakt zu vielen, die das Dritte Reich honorig überstanden hatten, brach jedoch nicht ab. Hans Paeschke, der 1946 den noch heute bestehenden »Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken«, gründete, suchte Veltheim zu einer Mitarbeit zu überreden. Wegen seines schweren Asthmas waren diese entehrenden Jahre für ihn eine Qual. Veltheim starb am 13. August 1956 im Sanatorium in Utersum auf der Insel Föhr. Neben vielen anderen aristokratophilen Gepflogenheiten pflegte Veltheim die der Briefkorrespondenz. Zu hoffen ist, dass hiervon noch ediert wird, beispielsweise der Briefwechsel mit Ernst Jünger. Walther gelingt es nicht immer, die sprachliche Farbe einer Biographie zu treffen. An mancher Stelle wäre eine Vertiefung durch Zitate von Veltheims eigenen Aufzeichnungen wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, um ein Gefühl für diese stolze und bewusste Persönlichkeit zu bekommen. Auch hätte man sich mehr Photos von Veltheim gewünscht. Aber dies alles sind nur Kritikpunkte am Rande. Die Verdienste Walthers und des herausgebenden Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt überwiegen bei weitem. Bleibt zu hoffen, dass Schloss Ostrau in Zukunft eine Begegnungsstätte in Veltheims Sinne werden möge – und an seinen Wiederbegründer anno 1933 stilvoll erinnert. Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Einbandart Leinen Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, Hans-Hasso von ISBN-10 3-89812-211-5 / 3898122115 ISBN-13 978-3-89812-211-5 / 9783898122115 Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Karl Kl. Walther (Autor) 0.
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Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau (Aut (2004)

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Mitteldeutscher Verlag , 2004. 2004. Hardcover. 21,2 x 15,2 x 2,6 cm. Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.A. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in München und Berlin, Kunsthändler und Mäzen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer für bedrängte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner überaus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schlüssel für das Verständnis deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen über die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal jährt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigentümlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther stößt - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf außergewöhnliche Bücher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich für diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese schöne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Großen des 20.Jh. zusammentraf (u.A. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Militär, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinführer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in Münchener und Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schließlich die Übernahme des heruntergewirtschafteten väterlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 mustergültig saniert (wodurch er über Jahre hinweg zahlreiche Arbeitsplätze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begründen, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen Ländern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort für Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gesprächs, der Humanität, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerstände, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren lässt Veltheim auf seinen Besitzungen über 1 Million (!) Bäume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterstützt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich geprägt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Schüler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und Südostasien (seine drei Bücher darüber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen Überlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabhängiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn äußerlich in Ostrau, aber um so mehr hält er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angehört; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schließlich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 genötigt zu flüchten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitläufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterstützt ihn nun seinerseits. 70jährig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel Föhr. Er förderte Künstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquitätenhändler. Einige seiner Freunde (u.A. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht über Gebühr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Brückenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde lässt sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bezüglich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebensüberblick gegeben. Dafür gebührt ihm großer Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem Kölner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endgültige Ruhestätte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches über den außergewöhnlichen Adligen. Vieles spricht dafür. Weites Land trägt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr über Schlösser und Ländereien und trägt nichts mehr zur geistigen oder ästhetischen Orientierung der Masse bei. Auf der anderen Seite mehren sich die Zeichen für ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Heimat und damit ein vorurteilsfreier Blick zurück vor den Zweiten Weltkrieg, dessen Zerstörungswut längst nicht nur Materielles betraf. Gerade die Menschen in den neuen Ländern wollen heute wissen, wer vor Generationen auf dem Schloss in ihrer Umgebung der Herr gewesen ist und welchen Einfluss er hatte. Der Bibliothekar Karl Klaus Walther entreißt einen ganz besonderen Vertreter des deutschen Adels dem Vergessen. 1885 in Köln geboren, litt Veltheim seine Kindheit lang unter seinem jähzornigen Vater. Der schmiss schon mal eine brennende Öllampe vom Tisch nach ihm und seiner Mutter. Diese Unterdrückung führe dazu, dass Veltheim sein Leben lang stotterte. Er war ein schlechter Schüler und trat, der Tradition seiner Familie folgend, ins Militär ein. Hier hatte er erhebliche Schwierigkeiten, sich dem dumpfen Drill und der starrsinnigen Ungerechtigkeit anzupassen. Spätestens hier werden die Parallelen zu den Biographien des Ur-Dandys Beau Brummell und Ernst Jüngers überdeutlich. Aufgrund seiner Erfahrungen im Ballonflug wurde Veltheim dem Preußischen Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 zugeordnet. Im Rahmen der Mobilmachung wurde der Reserveoffizier als Beobachter im Fesselballon an die Front geschickt. Er zeichnete sich durch besonderen Mut aus und wurde hoch dekoriert. Nach dem Krieg versuchte er sich einige Zeit in München als Kunsthändler. Dies war auch die einzige Zeit in seinem Leben, wo er ein gutes Einkommen hatte. 1927 erbte er Schloss Ostrau, das dreizehn Kilometer süd-östlich von Halle/Saale liegt. Sein Vater wollte allerdings die Erbfolge verändert wissen und lies nichts unversucht, Veltheim um Ostrau zu bringen. Auch Stiefmutter und Stiefbruder waren sich ab 1933 nicht zu schade für übelste Intrigen und Denunziationen gegenüber nationalsozialistischen Stellen. Die endgültige gerichtliche Entscheidung zu Gunsten Veltheims erging erst in den vierziger Jahren. Adel verpflichtet. Veltheim hat in den Jahren zwischen 1929 und 1933 das Schloss und den Garten umfangreich saniert. Nur mit einheimischen Arbeitern, stellte er die Außenwände wieder her, verputzte das Schloss, ließ das Dach umdecken und 160 Fenster erneuern. Innen wurde ein riesiger, funktionsloser Durchgangssaal beseitigt, so dass seine umfangreiche Bibliothek und darüber das Familienarchiv aufgenommen werden konnten. Die zahlreichen Räume erhielten ihr Air durch Veltheims Kunstsammlung, die er harmonisch integrierte in das Barockschloss von 1713. In den 1930er Jahren machte Veltheim Schloss Ostrau zu einer geistigen Begegnungsstätte von internationalem Rang. Veltheim, Weltbürger, Religionsphilosoph, Anthroposoph und Freidenker hatte durch seine ausgedehnten Reisen Kontakte in viele Teile der Welt, vor allen Asien und Afrika. Wurde er in der fremden Kultur liebevoll aufgenommen und großzügig bewirtet, so stand er nicht nach und öffnete Ostrau für seine Gäste, soweit seine Mittel reichten. Der indische Subkontinent mit seinen Religionen hatte es dem Suchenden besonders angetan. Er brachte sich so manche Buddha-Statue mit, die dann Haus oder Garten in Ostrau zieren sollte. Obwohl er finanziell nicht großzügig ausgestattet war, erlangten seine Salons schnell legendären Ruf. Hier lernten sich Interessante und Interessierte über alle Fach- und ideologischen Grenzen hinweg kennen. Einig war man sich in der Ablehnung der totalitären Strömungen des Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Kommunismus wurden in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gesehen. Die bekanntesten seiner Freunde waren der Philosoph Hermann Graf Keyserling, Leo Baeck oder Oswald Spengler (»Der Untergang des Abendlandes«). Veltheim stand der Schwäche der Weimarer Republik kritisch gegenüber – dieser selbst jedoch nicht feindlich. Er fühlte sich der Konservativen Revolution zugehörig, hatte vielfältige Kontakte und war Mitglied im Tat-Kreis von Hans Zehrer. Veltheim war Europäer im kulturellen Sinn. Er sah Deutschlands Aufgabe darin, die östlichen Religionen in Europa zu transformieren. Prophetisch sah er viele politische Entwicklungen zutreffend voraus. So sah er direkt mit der Machtergreifung Hitlers den Zweiten Weltkrieg mit vielen seiner Folgen und in den 1950er Jahren die weltweite Gefahr des Kommunismus. Veltheims Geistesgröße bezeugte sich auch darin, dass er sich niemals von einer Bewegung vereinnahmen ließ, sondern auch bei größter Übereinstimmung kritische Distanz zu wahren wusste. Während des dritten Reiches musste er mehrmalige Gestapo-Verhöre und Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Dem braunen Mittelmaß musste dieser freie Geist suspekt sein. Dem Nazi-Terror aufrecht getrotzt zu haben, sollte ihm nach der Besetzung durch die Sowjets nicht helfen. Im November 1945 wurde Veltheim als Großgrundbesitzer enteignet und vertrieben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schwerkrank bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, die ihn aufopferungsvoll beherbergten. Der geistige Kontakt zu vielen, die das Dritte Reich honorig überstanden hatten, brach jedoch nicht ab. Hans Paeschke, der 1946 den noch heute bestehenden »Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken«, gründete, suchte Veltheim zu einer Mitarbeit zu überreden. Wegen seines schweren Asthmas waren diese entehrenden Jahre für ihn eine Qual. Veltheim starb am 13. August 1956 im Sanatorium in Utersum auf der Insel Föhr. Neben vielen anderen aristokratophilen Gepflogenheiten pflegte Veltheim die der Briefkorrespondenz. Zu hoffen ist, dass hiervon noch ediert wird, beispielsweise der Briefwechsel mit Ernst Jünger. Walther gelingt es nicht immer, die sprachliche Farbe einer Biographie zu treffen. An mancher Stelle wäre eine Vertiefung durch Zitate von Veltheims eigenen Aufzeichnungen wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, um ein Gefühl für diese stolze und bewusste Persönlichkeit zu bekommen. Auch hätte man sich mehr Photos von Veltheim gewünscht. Aber dies alles sind nur Kritikpunkte am Rande. Die Verdienste Walthers und des herausgebenden Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt überwiegen bei weitem. Bleibt zu hoffen, dass Schloss Ostrau in Zukunft eine Begegnungsstätte in Veltheims Sinne werden möge – und an seinen Wiederbegründer anno 1933 stilvoll erinnert. Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Einbandart Leinen Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, Hans-Hasso von ISBN-10 3-89812-211-5 / 3898122115 ISBN-13 978-3-89812-211-5 / 9783898122115 Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Karl Kl. Walther (Autor) 0.
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Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau (Aut (2004)

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Mitteldeutscher Verlag , 2004. 2004. Hardcover. 21,2 x 15,2 x 2,6 cm. Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.A. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in München und Berlin, Kunsthändler und Mäzen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer für bedrängte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner überaus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schlüssel für das Verständnis deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen über die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal jährt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigentümlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther stößt - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf außergewöhnliche Bücher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich für diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese schöne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Großen des 20.Jh. zusammentraf (u.A. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Militär, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinführer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in Münchener und Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schließlich die Übernahme des heruntergewirtschafteten väterlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 mustergültig saniert (wodurch er über Jahre hinweg zahlreiche Arbeitsplätze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begründen, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen Ländern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort für Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gesprächs, der Humanität, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerstände, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren lässt Veltheim auf seinen Besitzungen über 1 Million (!) Bäume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterstützt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich geprägt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Schüler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und Südostasien (seine drei Bücher darüber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen Überlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabhängiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn äußerlich in Ostrau, aber um so mehr hält er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angehört; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schließlich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 genötigt zu flüchten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitläufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterstützt ihn nun seinerseits. 70jährig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel Föhr. Er förderte Künstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquitätenhändler. Einige seiner Freunde (u.A. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht über Gebühr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Brückenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde lässt sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bezüglich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebensüberblick gegeben. Dafür gebührt ihm großer Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem Kölner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endgültige Ruhestätte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches über den außergewöhnlichen Adligen. Vieles spricht dafür. Weites Land trägt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr über Schlösser und Ländereien und trägt nichts mehr zur geistigen oder ästhetischen Orientierung der Masse bei. Auf der anderen Seite mehren sich die Zeichen für ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Heimat und damit ein vorurteilsfreier Blick zurück vor den Zweiten Weltkrieg, dessen Zerstörungswut längst nicht nur Materielles betraf. Gerade die Menschen in den neuen Ländern wollen heute wissen, wer vor Generationen auf dem Schloss in ihrer Umgebung der Herr gewesen ist und welchen Einfluss er hatte. Der Bibliothekar Karl Klaus Walther entreißt einen ganz besonderen Vertreter des deutschen Adels dem Vergessen. 1885 in Köln geboren, litt Veltheim seine Kindheit lang unter seinem jähzornigen Vater. Der schmiss schon mal eine brennende Öllampe vom Tisch nach ihm und seiner Mutter. Diese Unterdrückung führe dazu, dass Veltheim sein Leben lang stotterte. Er war ein schlechter Schüler und trat, der Tradition seiner Familie folgend, ins Militär ein. Hier hatte er erhebliche Schwierigkeiten, sich dem dumpfen Drill und der starrsinnigen Ungerechtigkeit anzupassen. Spätestens hier werden die Parallelen zu den Biographien des Ur-Dandys Beau Brummell und Ernst Jüngers überdeutlich. Aufgrund seiner Erfahrungen im Ballonflug wurde Veltheim dem Preußischen Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 zugeordnet. Im Rahmen der Mobilmachung wurde der Reserveoffizier als Beobachter im Fesselballon an die Front geschickt. Er zeichnete sich durch besonderen Mut aus und wurde hoch dekoriert. Nach dem Krieg versuchte er sich einige Zeit in München als Kunsthändler. Dies war auch die einzige Zeit in seinem Leben, wo er ein gutes Einkommen hatte. 1927 erbte er Schloss Ostrau, das dreizehn Kilometer süd-östlich von Halle/Saale liegt. Sein Vater wollte allerdings die Erbfolge verändert wissen und lies nichts unversucht, Veltheim um Ostrau zu bringen. Auch Stiefmutter und Stiefbruder waren sich ab 1933 nicht zu schade für übelste Intrigen und Denunziationen gegenüber nationalsozialistischen Stellen. Die endgültige gerichtliche Entscheidung zu Gunsten Veltheims erging erst in den vierziger Jahren. Adel verpflichtet. Veltheim hat in den Jahren zwischen 1929 und 1933 das Schloss und den Garten umfangreich saniert. Nur mit einheimischen Arbeitern, stellte er die Außenwände wieder her, verputzte das Schloss, ließ das Dach umdecken und 160 Fenster erneuern. Innen wurde ein riesiger, funktionsloser Durchgangssaal beseitigt, so dass seine umfangreiche Bibliothek und darüber das Familienarchiv aufgenommen werden konnten. Die zahlreichen Räume erhielten ihr Air durch Veltheims Kunstsammlung, die er harmonisch integrierte in das Barockschloss von 1713. In den 1930er Jahren machte Veltheim Schloss Ostrau zu einer geistigen Begegnungsstätte von internationalem Rang. Veltheim, Weltbürger, Religionsphilosoph, Anthroposoph und Freidenker hatte durch seine ausgedehnten Reisen Kontakte in viele Teile der Welt, vor allen Asien und Afrika. Wurde er in der fremden Kultur liebevoll aufgenommen und großzügig bewirtet, so stand er nicht nach und öffnete Ostrau für seine Gäste, soweit seine Mittel reichten. Der indische Subkontinent mit seinen Religionen hatte es dem Suchenden besonders angetan. Er brachte sich so manche Buddha-Statue mit, die dann Haus oder Garten in Ostrau zieren sollte. Obwohl er finanziell nicht großzügig ausgestattet war, erlangten seine Salons schnell legendären Ruf. Hier lernten sich Interessante und Interessierte über alle Fach- und ideologischen Grenzen hinweg kennen. Einig war man sich in der Ablehnung der totalitären Strömungen des Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Kommunismus wurden in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gesehen. Die bekanntesten seiner Freunde waren der Philosoph Hermann Graf Keyserling, Leo Baeck oder Oswald Spengler (»Der Untergang des Abendlandes«). Veltheim stand der Schwäche der Weimarer Republik kritisch gegenüber – dieser selbst jedoch nicht feindlich. Er fühlte sich der Konservativen Revolution zugehörig, hatte vielfältige Kontakte und war Mitglied im Tat-Kreis von Hans Zehrer. Veltheim war Europäer im kulturellen Sinn. Er sah Deutschlands Aufgabe darin, die östlichen Religionen in Europa zu transformieren. Prophetisch sah er viele politische Entwicklungen zutreffend voraus. So sah er direkt mit der Machtergreifung Hitlers den Zweiten Weltkrieg mit vielen seiner Folgen und in den 1950er Jahren die weltweite Gefahr des Kommunismus. Veltheims Geistesgröße bezeugte sich auch darin, dass er sich niemals von einer Bewegung vereinnahmen ließ, sondern auch bei größter Übereinstimmung kritische Distanz zu wahren wusste. Während des dritten Reiches musste er mehrmalige Gestapo-Verhöre und Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Dem braunen Mittelmaß musste dieser freie Geist suspekt sein. Dem Nazi-Terror aufrecht getrotzt zu haben, sollte ihm nach der Besetzung durch die Sowjets nicht helfen. Im November 1945 wurde Veltheim als Großgrundbesitzer enteignet und vertrieben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schwerkrank bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, die ihn aufopferungsvoll beherbergten. Der geistige Kontakt zu vielen, die das Dritte Reich honorig überstanden hatten, brach jedoch nicht ab. Hans Paeschke, der 1946 den noch heute bestehenden »Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken«, gründete, suchte Veltheim zu einer Mitarbeit zu überreden. Wegen seines schweren Asthmas waren diese entehrenden Jahre für ihn eine Qual. Veltheim starb am 13. August 1956 im Sanatorium in Utersum auf der Insel Föhr. Neben vielen anderen aristokratophilen Gepflogenheiten pflegte Veltheim die der Briefkorrespondenz. Zu hoffen ist, dass hiervon noch ediert wird, beispielsweise der Briefwechsel mit Ernst Jünger. Walther gelingt es nicht immer, die sprachliche Farbe einer Biographie zu treffen. An mancher Stelle wäre eine Vertiefung durch Zitate von Veltheims eigenen Aufzeichnungen wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, um ein Gefühl für diese stolze und bewusste Persönlichkeit zu bekommen. Auch hätte man sich mehr Photos von Veltheim gewünscht. Aber dies alles sind nur Kritikpunkte am Rande. Die Verdienste Walthers und des herausgebenden Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt überwiegen bei weitem. Bleibt zu hoffen, dass Schloss Ostrau in Zukunft eine Begegnungsstätte in Veltheims Sinne werden möge – und an seinen Wiederbegründer anno 1933 stilvoll erinnert. Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Einbandart Leinen Sachbuch Ratgeber Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, Hans-Hasso von ISBN-10 3-89812-211-5 / 3898122115 ISBN-13 978-3-89812-211-5 / 9783898122115 Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Karl Kl. Walther (Autor) Geschichte Politik Lexika Anthroposoph Biografien Erinnerungen Sachbücher Geschichte Indienreisender Mystiker Ostrau bei Halle Saale Veltheim, Hans Hasso von Veltheim-Ostrau, Hans-Hasso von ISBN-10 3-89812-211-5 / 3898122115 ISBN-13 978-3-89812-211-5 / 9783898122115 Hans Hasso von Veltheim Eine Biografie [Gebundene Ausgabe] Karl Kl. Walther (Autor) Hans Hasso von Veltheim (1885-1956) hatte viele Gesichter: hochdekorierter Offizier des ersten Weltkriegs, Anthroposoph, Fernreisender (u.a. Afghanistan, Indien, Bali), Verlagsmitarbeiter in München und Berlin, Kunsthändler und Mäzen, Gutsherr auf Ostrau, Schriftsteller; nach 1933 wird er Mitglied der NSDAP und hat zugleich als Helfer für bedrängte Freunde wie Leo Baeck und Elisabeth von Thadden Kontakte zur Widerstandsbewegung. In seiner überaus kenntnisreichen wie angeregenden Biographie Veltheims bietet Klaus Karl Walther auf der Grundlage vieler erstmals ausgewerteten Dokumente einen Schlüssel für das Verständnis deutscher Geschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus aktueller Sicht sind sicherlich die Passagen über die Reisen Veltheims nach Asien, speziell nach Afghanistan, von Interesse. Ebenso Veltheims Kontakte zu Widerstandskreisen im Umfeld des Attentats von 20. Juli 1944, das sich in diesem Jahr zum 60. Mal jährt. Die Biografie bildet einen Baustein zur Kultur- und Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts und bescheitet durchweg Neuland Von einem eigentümlichen, dramatischen und teilweise tragischen Leben, das reich an Begegnungen, aber auch an Leiden war, berichtet dieses Buch. Der Hallenser Bibliothekar K.K.Walther stößt - noch zu DDR-Zeiten - im Bestand seiner Bibliothek immer wieder auf außergewöhnliche Bücher aus dem Besitz eines ihm Unbekannten: Er beginnt sich für diesen unbekannten Vorbesitzer - es war Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau - zu interessieren. Als Frucht der jahrelangen Spurensuche liegt nun diese schöne Lebensbeschreibung vor. Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau (1885-1956) war ein spirituell ausgerichteter, weltgewandter und weitgereister "Grandseigneur", der mit vielen geistig Großen des 20.Jh. zusammentraf (u.a. Gandhi, R.M.Rilke, C.G.Jung, Rudolf Steiner, Krishnamurti) und der sich insbesondere um den Dialog der Kulturen verdient gemacht hat - lange bevor der Ausdruck aufkam. Veltheim entstammte einer alten Adelsfamilie aus dem mansfelder Land (Sachsen-Anhalt); er durchlebte (als Stotterer) schwierige Kindheits- und Jugendjahre (mit acht Jahren ins Internat, Scheidung der Eltern), absolvierte das ungeliebte Militär, studierte Kunstgeschichte und bereiste Europa, Russland und Afrika, bevor er als Luftschiff- und Zeppelinführer am Ersten Weltkrieg teilanhm. Es folgten: Heirat mit einer Industriellentochter, Freundschaften und Bekanntschaften in Münchener und Berliner Künstler- und Intellektuellenkreisen (A.v.Bernus, A. Schuler), die Scheidung und schließlich die Übernahme des heruntergewirtschafteten väterlichen Schlossgutes Ostrau bei Halle/Saale, das er ab 1927 mustergültig saniert (wodurch er über Jahre hinweg zahlreiche Arbeitsplätze schafft). Hier findet er seinen Lebenszweck: einen Ort zu begründen, an dem sich freie Geister (darunter viele aus fernen Ländern) begegnen, einen kosmopolitischen Ort für Freunde, die Hilfe oder einfach nur eine Ruhezeit brauchen, einen (H)Ort des Gesprächs, der Humanität, Kunst und Kultur. Dies gelingt ihm trotz zahlreicher Widerstände, die besonders ab 1933 zunehmen. Binnen 5 Jahren lässt Veltheim auf seinen Besitzungen über 1 Million (!) Bäume pflanzen; die nicht verpachteten landwirtschaftlich genutzten Flächen werden biologisch-dynamisch bewirtschaftet. Er ist mit dem Berliner Rabbiner Leo Baeck befreundet (den er als einen seiner Lehrer verehrt) und unterstützt diesen bis zu dessen Deportation nach Theresienstadt materiell und ideell. Veltheims geistige Orientierung ist wesentlich geprägt durch die entscheidende Begegnung (1919) mit Rudolf Steiner, dessen treuer (aber nicht unkritischer) Schüler er sein Leben lang bleibt. Tief lebt er sich auch in den Geist Asiens ein; der Sinologe Richard Wilhelm ist ein weiterer Lehrer. In den 30er Jahren bereist er ausgiebig West-, Zentral- und und Südostasien (seine drei Bücher darüber erscheinen erst in den 50er Jahren). Veltheim tritt 1937 aus taktischen Überlegungen der NSDAP bei, ist aber im Innern weiterhin ein unabhängiger Anti-Nazi. Angestellten und Dorfbewohnern steht er helfend und ratend zur Seite. Trotz eigener Verschuldung hilft er finanziell, wo es nur geht. Der Weltkrieg isoliert ihn äußerlich in Ostrau, aber um so mehr hält er durch eine ausgedehnte Korrespondenz Verbindung mit zahlreichen Freunden, von denen mancher dem Widerstand angehört; einige werden hingerichtet. Nach dem Kriegsende will Veltheim in Ostrau bleiben, sieht sich aber schließlich (als alter Mann von 60 Jahren) doch im November 1945 genötigt zu flüchten. Sein Lebenswerk ist verloren; mittellos, heimatlos und zunehmend krank lebt er bis zu seinem Tode bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, pflegt aber weiterhin seine weitläufigen Verbindungen; Leo Baeck - inzwischen in London - unterstützt ihn nun seinerseits. 70jährig stirbt Veltheim 1956 in einem Lungensanatorium auf der Nordseeinsel Föhr. Er förderte Künstler und war zeitweise auch Kunst- und Antiquitätenhändler. Einige seiner Freunde (u.a. Henry Benrath, Rolf Italiaander) waren homosexuell und auch Veltheim gilt als homophil; im vorliegenden Buch wird dies aber nicht über Gebühr thematisiert - wie ich finde: zu Recht. Das Leben dieses Brückenbauers, wahren Kosmopoliten und Freundes vieler Freunde lässt sich beileibe nicht auf diesen Aspekt reduzieren. Sicher gibt es bezüglich Veltheims Biografie noch viele interessante Details zu erforschen - doch mit K.K.Walthers Buch ist nun wenigstens endlich ein hervorragender erster Lebensüberblick gegeben. Dafür gebührt ihm großer Dank! Die Urne mit Veltheims Asche, 1956 auf einem Kölner Friedhof beigesetzt, fand 1990 in der von ihm selbst bereiteten Grab-Altar-Kapelle in der Ostrauer Schlosskirche ihre endgültige Ruhestätte. Die Welt des Hans Hasso von Veltheim sei untergegangen, sagt sein Biograph Karl Klaus Walther am Anfang seines Buches über den außergewöhnlichen Adligen. Vieles spricht dafür. Weites Land trägt heute polnische Namen, der Adel ist kaum noch Herr über Schlösser und Ländereien und trägt nichts mehr zur geistigen oder ästhetischen Orientierung der Masse bei. Auf der anderen Seite mehren sich die Zeichen für ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Heimat und damit ein vorurteilsfreier Blick zurück vor den Zweiten Weltkrieg, dessen Zerstörungswut längst nicht nur Materielles betraf. Gerade die Menschen in den neuen Ländern wollen heute wissen, wer vor Generationen auf dem Schloss in ihrer Umgebung der Herr gewesen ist und welchen Einfluss er hatte. Der Bibliothekar Karl Klaus Walther entreißt einen ganz besonderen Vertreter des deutschen Adels dem Vergessen. 1885 in Köln geboren, litt Veltheim seine Kindheit lang unter seinem jähzornigen Vater. Der schmiss schon mal eine brennende Öllampe vom Tisch nach ihm und seiner Mutter. Diese Unterdrückung führe dazu, dass Veltheim sein Leben lang stotterte. Er war ein schlechter Schüler und trat, der Tradition seiner Familie folgend, ins Militär ein. Hier hatte er erhebliche Schwierigkeiten, sich dem dumpfen Drill und der starrsinnigen Ungerechtigkeit anzupassen. Spätestens hier werden die Parallelen zu den Biographien des Ur-Dandys Beau Brummell und Ernst Jüngers überdeutlich. Aufgrund seiner Erfahrungen im Ballonflug wurde Veltheim dem Preußischen Luftschiffer-Bataillon Nr. 1 zugeordnet. Im Rahmen der Mobilmachung wurde der Reserveoffizier als Beobachter im Fesselballon an die Front geschickt. Er zeichnete sich durch besonderen Mut aus und wurde hoch dekoriert. Nach dem Krieg versuchte er sich einige Zeit in München als Kunsthändler. Dies war auch die einzige Zeit in seinem Leben, wo er ein gutes Einkommen hatte. 1927 erbte er Schloss Ostrau, das dreizehn Kilometer süd-östlich von Halle/Saale liegt. Sein Vater wollte allerdings die Erbfolge verändert wissen und lies nichts unversucht, Veltheim um Ostrau zu bringen. Auch Stiefmutter und Stiefbruder waren sich ab 1933 nicht zu schade für übelste Intrigen und Denunziationen gegenüber nationalsozialistischen Stellen. Die endgültige gerichtliche Entscheidung zu Gunsten Veltheims erging erst in den vierziger Jahren. Adel verpflichtet. Veltheim hat in den Jahren zwischen 1929 und 1933 das Schloss und den Garten umfangreich saniert. Nur mit einheimischen Arbeitern, stellte er die Außenwände wieder her, verputzte das Schloss, ließ das Dach umdecken und 160 Fenster erneuern. Innen wurde ein riesiger, funktionsloser Durchgangssaal beseitigt, so dass seine umfangreiche Bibliothek und darüber das Familienarchiv aufgenommen werden konnten. Die zahlreichen Räume erhielten ihr Air durch Veltheims Kunstsammlung, die er harmonisch integrierte in das Barockschloss von 1713. In den 1930er Jahren machte Veltheim Schloss Ostrau zu einer geistigen Begegnungsstätte von internationalem Rang. Veltheim, Weltbürger, Religionsphilosoph, Anthroposoph und Freidenker hatte durch seine ausgedehnten Reisen Kontakte in viele Teile der Welt, vor allen Asien und Afrika. Wurde er in der fremden Kultur liebevoll aufgenommen und großzügig bewirtet, so stand er nicht nach und öffnete Ostrau für seine Gäste, soweit seine Mittel reichten. Der indische Subkontinent mit seinen Religionen hatte es dem Suchenden besonders angetan. Er brachte sich so manche Buddha-Statue mit, die dann Haus oder Garten in Ostrau zieren sollte. Obwohl er finanziell nicht großzügig ausgestattet war, erlangten seine Salons schnell legendären Ruf. Hier lernten sich Interessante und Interessierte über alle Fach- und ideologischen Grenzen hinweg kennen. Einig war man sich in der Ablehnung der totalitären Strömungen des Jahrhunderts. Nationalsozialismus und Kommunismus wurden in ihrer gegenseitigen Bedingtheit gesehen. Die bekanntesten seiner Freunde waren der Philosoph Hermann Graf Keyserling, Leo Baeck oder Oswald Spengler (»Der Untergang des Abendlandes«). Veltheim stand der Schwäche der Weimarer Republik kritisch gegenüber – dieser selbst jedoch nicht feindlich. Er fühlte sich der Konservativen Revolution zugehörig, hatte vielfältige Kontakte und war Mitglied im Tat-Kreis von Hans Zehrer. Veltheim war Europäer im kulturellen Sinn. Er sah Deutschlands Aufgabe darin, die östlichen Religionen in Europa zu transformieren. Prophetisch sah er viele politische Entwicklungen zutreffend voraus. So sah er direkt mit der Machtergreifung Hitlers den Zweiten Weltkrieg mit vielen seiner Folgen und in den 1950er Jahren die weltweite Gefahr des Kommunismus. Veltheims Geistesgröße bezeugte sich auch darin, dass er sich niemals von einer Bewegung vereinnahmen ließ, sondern auch bei größter Übereinstimmung kritische Distanz zu wahren wusste. Während des dritten Reiches musste er mehrmalige Gestapo-Verhöre und Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Dem braunen Mittelmaß musste dieser freie Geist suspekt sein. Dem Nazi-Terror aufrecht getrotzt zu haben, sollte ihm nach der Besetzung durch die Sowjets nicht helfen. Im November 1945 wurde Veltheim als Großgrundbesitzer enteignet und vertrieben. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schwerkrank bei verschiedenen Freunden in Westdeutschland, die ihn aufopferungsvoll beherbergten. Der geistige Kontakt zu vielen, die das Dritte Reich honorig überstanden hatten, brach jedoch nicht ab. Hans Paeschke, der 1946 den noch heute bestehenden »Merkur, Zeitschrift für europäisches Denken«, gründete, suchte Veltheim zu einer Mitarbeit zu überreden. Wegen seines schweren Asthmas waren diese entehrenden Jahre für ihn eine Qual. Veltheim starb am 13. August 1956 im Sanatorium in Utersum auf der Insel Föhr. Neben vielen anderen aristokratophilen Gepflogenheiten pflegte Veltheim die der Briefkorrespondenz. Zu hoffen ist, dass hiervon noch ediert wird, beispielsweise der Briefwechsel mit Ernst Jünger. Walther gelingt es nicht immer, die sprachliche Farbe einer Biographie zu treffen. An mancher Stelle wäre eine Vertiefung durch Zitate von Veltheims eigenen Aufzeichnungen wünschenswert gewesen, nicht zuletzt, um ein Gefühl für diese stolze und bewusste Persönlichkeit zu bekommen. Auch hätte man sich mehr Photos von Veltheim gewünscht. Aber dies alles sind nur Kritikpunkte am Rande. Die Verdienste Walthers und des herausgebenden Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt überwiegen bei weitem. Bleibt zu hoffen, dass Schloss Ostrau in Zukunft eine Begegnungsstätte in Veltheims Sinne werden möge – und an seinen Wiederbegründer anno 1933 stilvoll erinnert. Zusatzinfo zahlr. Abb. Sprache deutsch Einbandart Leinen Sachbuch Ratgeber.
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