18 Monate 9783000179068, Paperback, BRAND NEW FREE P&H
5 Angebote vergleichen

Preise20132014201520162017
Schnitt 15,76 12,07 11,46 12,95 12,95
Nachfrage
Bester Preis: 3,69 (vom 15.09.2015)
1
9783000179068 - Weber, Heinrich: 18 Monate
Weber, Heinrich

18 Monate

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE PB NW

ISBN: 9783000179068 bzw. 3000179062, in Deutsch, TeTeVerlag, Taschenbuch, neu.

Lieferung aus: Deutschland, Versandkosten nach: Deutschland, Versandkostenfrei.
buecher.de GmbH & Co. KG, [1].
Vorwort Dieses Buch ist den vielen namenlosen jungen Männern gewidmet, die in 18 Monaten ihres Lebens gravierende Veränderungen, vor allem aber einen völligen Verlust des von klein auf in der DDR gelehrten Wertesystems erfahren mussten. Nicht Hilfsbereitschaft, Freundschaft oder gar verständnisvolle Fürsorge durch Vorgesetzte bestimmen den Alltag. Nein vielmehr waren Kameradenverrat, Erniedrigung und das Zerbrechen von Menschen an der Tagesordnung. Es kristallisierte sich in dieser Zeit heraus, wer zum Systemträger, wer zum Mitläufer und wer zum Rebell werden wird. Wie jeder mit dieser Situation umzugehen lernte, prägte ihn für den Rest des Lebens. Triester Alltag, Menschen unwürdiger Drill, ja auch Mord und schwere Körperverletzung, die regelmäßig vertuscht wurden, bestimmten das Leben in dieser Zeit .Die viel gepriesene Völkerfreundschaft zwischen den Soldaten der Warschauer Vertragsstaaten entpuppte sich ebenso zu einem Märchen wie die öffentlichen Darstellungen über einen menschenwürdigen Ehrendienst in der NVA. Die Volkswirtschaft, die zunehmend zu kränkeln begann brauchte Arbeitskräfte, die nicht nur fast nichts kosteten sondern die auch bereit und in der Lage waren in völlig desolaten Maschinenparks ihr Leben und ihre Gesundheit zu opfern. Hierzu waren Soldaten, die ob sie wollten oder nicht, Kraft Befehls ihre Haut zu Markte tragen mussten, eine ideale Lösung. Sei es in der Braunkohle, sei es in der Landwirtschaft oder, wie hier beschreiben in der Chemieindustrie der DDR. Das Menschen verachtende System hatte viele Gesichter. Alle Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Orten, Geschehnissen oder Namen sind rein zufällig. Es könnte sich aber so oder so ähnlich zugetragen haben. Leseprobe 1 ....Es kamen die Befehle: "Richten, Laden, Batterie Feuer." Ein kurzer gewaltiger Knall der gesamten Salve. Die K 1 hatten fast synchron abgezogen, also die Geschütze abgefeuert, so dass die Salve wie ein einziger gigantisch lauter Schuss klang. Vielleicht drei Minuten später hörten wir das dumpfe und daher fast ebenfalls synchron klingende Grollen der Einschläge. Wiederum vielleicht nur 1 Minute danach klang eine nahezu hysterisch kreischende Stimme durch das ebenfalls in der Stellung befindliche Funkgerät. "Alle Bedienungen zurücktreten!!" Dann war Totenstille. Der Befehl, "Alle Bedienungen zurücktreten", verhieß nichts Gutes, denn der wurde immer nur dann gegeben, wenn im Zielgebiet irgend etwas schief gelaufen ist und nun anhand der Einstellungen an den Geschützen herausgefunden werden muss, welcher Geschützbedienung ein Fehler unterlaufen ist. Während der BO völlig apathisch vor dem Zelt auf und ab lief, erschien die Landschaft wie tot. Kein Laut, kein Luftzug, alles nur eine bleierne, tödliche Hitze. Der General war zwischenzeitlich verschwunden. Keiner hatte bemerkt wann. Vielleicht nach 5 Minuten, die wir im vorgeschriebenem Abstand von den Geschützen warteten, schlagartig tobender Lärm! Motorenlärm setzte aus allen Richtungen ein. Selbst von oben wurde es laut, denn ein Mi 16 - Kampfhubschrauber war plötzlich über uns, während um uns herum plötzlich unzählige Fallschirmjäger der russischen Armee aus den Büschen sprangen! Irgendwoher kam in gebrochenem Deutsch: "Legen Sie die Waffen weg, mit dem Gesicht auf den Boden, Hände ins Genick. Wer diesem Befehl nicht nachkommt wird ohne weitere Aufforderung sofort erschossen!" Wir waren wie gelähmt, denn so etwas hatte noch keiner von uns erlebt. Da dies ein kollektiver Zustand war, wurde aus dem Hubschrauber eine MPi Salve über unsere Köpfe hinweg abgegeben. Sofort lagen wir alle mit dem Gesicht im Dreck, die Waffen einfach von uns wegwerfend. Auch der BO machte da keine Ausnahme. Der Hubschrauber setzte unmittelbar neben unserer Stellung auf, wobei infolge des extrem trockenen Sandbodens eine riesige Staubwolke aufgewirbelt wurde. Ohne sich dadurch stören zu lassen, sprangen die russischen Fallschirmjäger zwischen uns hindurch, nahmen uns auch die Bajonette von den Gürteln und fesselten unsere Hände mit Drahtschlingen auf den Rücken. Weil sie dabei auch keinerlei Rücksicht nahmen war dies extrem schmerzhaft. Ich merkte, hier befinden wir uns richtig im Krieg, hier wird nichts mehr gespielt! Nachdem alle entwaffnet und gefesselt waren, kam der Befehl: "Aufstehen, dawai!!" Mühsam rappelten wir uns mit den auf dem Rücken gefesselten Armen nach oben. Dann wurden wir auf dem Platz vor den Geschützrohren zusammen getrieben wo wir uns einschließlich unserem BO wieder setzen sollten. Während dessen umringten uns ca. 20 Fallschirmjäger und richteten ihre MPis auf uns! Ein Soldat muss vor etwas erschrocken sein, denn mit einem Schrei sprang er auf. Im gleichen Moment peitschten mehrere Schüsse aus unterschiedlichen Waffen und der Mann brach genauso schnell wieder zusammen, wie er aufgesprungen war. Er wand sich noch einige Momente in wilden Zuckungen auf dem Sandboden, dann blieb er mit starr geöffneten Augen tot liegen. Der Rest der Soldaten schaute dem ganzen völlig geschockt zu. Keiner sagte etwas, jedoch war allen das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Inzwischen waren noch mehrere UAZ in unserer Stellung eingetroffen und die Offiziere durchsuchten das BO-Zelt und dann die Geschütze. Die gesamte Zeit über sprach keiner mehr ein Wort zu uns. Ein Soldat richtete sich plötzlich auf um etwas zu sagen, sofort zeigten mehrere MP-Läufe auf ihn. Er sagte: "Ich muss mal pinkeln" keiner der Bewacher reagierte. Darauf er noch einmal: "Ich muss mal pinkeln." Ein Falli kam auf ihn zu, sah ihm kurz ins Gesicht und trat zu. Der Tritt wurde genau von unten unters Kinn gekickt, so dass nur ein kurzes Knirschen bzw. Knacken zu hören war. Mit leicht verdrehtem Kopf und gebrochenen Augen kippte der Soldat hinten über. Genickbruch! In diesem Moment sah ich unter dem Soldaten neben mir den Sand dunkel werden. Offensichtlich die beste Lösung seinen Harndrang zu regulieren. Ich schaute mich um. Er war nicht der erste der sich eingepinkelt hatte. Inzwischen fühlten sich die Hände kalt und taub an, denn die Drahtschlingen schnitten tief ins Fleisch! Plötzlich kam Bewegung in der Geschützstellung auf. Unser Batteriechef kam ebenfalls entwaffnet, etwas mitgenommen aussehend und von zwei russischen Fallschirmjägern eskortiert auf uns zu. Er rief: Oberleutnant aufstehen und zu mir!" Der BO quälte sich hoch und folgte sofort von zwei Fallschirmjägern in die Mitte genommen dem Batteriechef. in ihren UAZ. Die anderen Offiziere brachen ebenfalls auf. Einer gab mit einer kurzen über dem Kopf kreisenden Handbewegung ein Signal zu den uns bewachenden Falli's und rief: "Paschli! Dawai, Dawai!!" Sofort ließen diese ihre Waffen sinken und marschierten zu den Lkws von denen sie vor vielleicht 2 Stunden abgesprungen waren. Alle saßen auf und ein paar Augenblicke später war alles wie ein Spuk verschwunden. Lägen da nicht zwei tote Soldaten, könnte man glauben nichts sei passiert. Plötzlich tauchte unser Spieß aus den Büschen auf. Zusammen mit den beiden Offizieren machte er sich daran unsere Drahtschlingen zu öffnen. Nachdem wir unsere Hände wieder frei hatten, rappelten wir uns auf. Ich schaute mir meine Handgelenke und Hände an und sah, dass es höchste Zeit gewesen war die Drahtschlingen zu öffnen. Blutig eingeschnittene Furchen zogen sich um die Handgelenke und die Hände waren dick und dunkelrot angeschwollen. Der BC ließ über Funk nunmehr den Abteilungskommandeur über das Vorgefallene informieren und die Toten mit Zeltplanen abdecken. Wir sammelten derweil unsere Bajonette wieder ein. Die Zuordnung war insofern schwierig war, weil wir natürlich nicht die Nummern der Waffen im Kopf hatten. So griff sich jeder das Bajonett, von dem er glaubte es wäre seins und nach einigen Diskussionen untereinander und einigem Hin- und Hertauschen, war es dann geschafft dass jeder wieder eins hatte. Inzwischen waren sowohl der Abteilungskommandeur als auch einige uns unbekannte Offiziere einschließlich eines Generals in unserer Geschützstellung aufgetaucht. Der BC ließ uns zu einem Appell Aufstellung nehmen. Dann befahl er dass die Bedienungen zu denen die Toten gehörten, diese auf den Spieß-Ural luden. Jeweils vier Mann packten einen Toten an Armen und Beinen und trugen diese zum Fahrzeug. Dann ging es wie mit einem Kartoffelsack, zwei mal Schwung geholt und die Leichen flogen im hohen Bogen aufs Fahrzeug. Die fremden Offiziere fuhren gleichzeitig mit dem Spieß-Ural davon. Nachdem die Bedienungen zurück in die Appellformation getreten waren baute sich der Abteilungskommandeur vor uns auf und teilte uns mit: "Genossen Soldaten, das was hier und heute geschehen ist unterliegt der militärischen Geheimhaltung. Wenn auch nur einer von Ihnen über das hier Vorgefallene spricht, wird er unter Anklage wegen Hochverrats gestellt. Dies bedeutet im Einzelfall mindestens 12 Jahre schweres Zuchthaus, davon 3 Jahre Militärgefängnis Schwedt. Die Personen, die von Ihnen in Kenntnis gesetzt wurden, werden dann über andere Strafverfahren ebenfalls in Gewahrsam genommen. Die Zukunft Ihrer Familien und auch Ihre Zukunft im Zivilleben können Sie somit vergessen. Es ist ohnehin fraglich ob Sie Schwedt überhaupt überleben." Dann wandte er sich dem neben ihm stehenden BC zu und sagte: "Hauptmann Lackie, lassen Sie wegtreten." Dieser trat vor und brüllte: "Batterie stillgestanden, richt Euch, Augen gerade aus, an die Geschütze wegtreten!" Völlig bedeppert gingen wir zu unseren Geschützen. Der Rest des Tages verlief ohne weitere Zwischenfälle. Zum Abend erhielten wir den Befehl ins Zeltlager zurück zu kehren. Zwei Soldaten und ein Funker wurden als Wachen in der Stellung zurückgelassen. Im Zeltlager angekommen duschten wir erst einmal in unserer Feld-Dusche. Diese bestand aus zwei mit jungen Baumstämmen abgesteckten und mit Zeltplanen umkleideten Vierecken als Kabine. Als Dusche dienten unsere Blechschüsseln, mit denen wir uns das kalte Wasser über den Kopf gossen. Am Abend musste ich wieder die Offiziere bedienen, wobei ich es dieses mal gern tat, denn so bekam ich immer wieder am Zelt lauschend mit, was an diesem Tag eigentlich wirklich passiert war. Die Geschichte war so haarsträubend wie interessant. Den General, der in unserer Stellung aufgetaucht war und der den BO zur Schnecke gemacht hatte, gab es gar nicht! Dessen Befehl den Hauptfestlegepunkt zu wechseln hatte dazu geführt, dass die Geschütze nicht mehr ins Zielgebiet schossen. Vielmehr wäre die Beobachtungstribüne weg geschossen worden! Auf der Tribüne saßen sämtliche Generale und hohen Offiziere des Generalstabs der Warschauer Vertragsstaaten. Deshalb erfolgte also auch kein Orientierungsschuss des Grundgeschützes, sondern vielmehr wurde sofort eine ganze Salve abgefeuert. Die Tribüne, von der aus man die Wirkung unseres Artilleriefeuers im eigentlichen Zielgebiet mit Feldstechern beobachten konnte wäre somit mit einem Schlag vollständig vernichtet worden. Diese Aufgabe war, von wem auch immer deshalb unserer Batterie zugedacht worden, weil wir die beste Artilleriebatterie der 11. Motschützendivision waren. Dieses über Jahre hinweg, war wohl der Garant einer 100 prozentigen Trefferquote. Womit jedoch keiner rechnen konnte war ein Fehler, der wiederum nach den Gefechtsabläufen in einer Artilleriebatterie ausgeschlossen war, das heißt unmöglich auftreten konnte. Die Zielkoordinaten wurden per Funk durchgegeben und vom Rechner auf dem Tablot für die Geschütze umgerechnet. Dessen Resultate wurden nochmals vom Batterieoffizier kontrolliert und nachgerechnet, so war es de facto ausgeschlossen das ein evtl. dem Rechner unterlaufener Fehler unentdeckt blieb und falsch geschossen würde. Da wir die Besten waren, konnte davon ausgegangen werden, dass wir fehlerfrei schießen würden. Dies war jedoch nicht der Fall. Durch die, vom General künstlich erzeugte Hektik und die Angst des BO vor erneuter Degradierung, war der BO derart verstört, dass er den Fehler des Rechners nicht bemerkte und die fehlerhaften Koordinaten für den Feuerbefehl frei gab. Der Rechner hatte sich jedoch um zwei Strich in der Höhe verrechnet und so kam es, dass die Tribüne mit der Generalität, Mitgliedern des ZK der SED und Beobachtern der Nato nicht mit einem einzigen Hieb weggeschossen wurde. Vielmehr pfiff die gesamte Salve ca. 40 Meter über den Köpfen der auf der Tribüne stehenden hinweg und schlug ca. 300 Meter hinter der Tribüne ein. Da der Splitterradius der auf Splitter/Spreng gestellten Granaten nur 250 Meter betrug, blieben die Personen auf der Tribüne unverletzt. Die dahinter befindlichen Fahrzeuge und Soldaten wurden jedoch vollständig zerstört bzw. getötet. Als die Salve über die Tribüne hinwegraste müssen angeblich alle ruckartig mit der Nase im Dreck gelegen haben. Auch sollen einige Generalshosen danach im Schritt wesentlich dunkler gewesen sein. Wäre dem Rechner in seiner Angst nicht dieser Fehler unterlaufen und hätte ihn der ebenfalls extrem verängstigte BO nicht übersehen, wäre im August 1984 ein Großteil der militärischen Führung der Warschauer Vertragsstaaten ums Leben gekommen, die weitere politische Entwicklung im Sozialistischen Lager mit Sicherheit anders verlaufen und wir standrechtlich erschossen worden. ... Leseprobe 2 ... Dann ging es mehrere Stufen abwärts, wobei mir modrige Kellerluft entgegenschlug. Plötzlich war es unangenehm feuchtkalt. In einem dunklen, nur von einer Glühbirne erleuchteten Raum wurde mir der Sack vom Kopf gezogen. Ich war in einem unterirdischen Betonraum. Ein Tisch, dahinter ein Stuhl. Auf dem Stuhl saß der Oberst, neben mir standen die Fallis. Dann hieß es: "Hände auf den Rücken" und man legte mir eine Drahtschlinge um die Handgelenke, die dann schmerzhaft zugezogen wurde. "Stiefel ausziehen!" Dies ging mit dem vorgetäuscht steifen Bein und ohne Hilfe der Hände etwas schwierig. Dann bekam ich auch eine Schlinge um die Fußgelenke. Jetzt schien sich der Oberst soweit sicher zu fühlen, dass er befahl: "Wegtreten und vor der Tür warten." Die Fallis verließen den Raum und wir waren allein. Er trat auf mich zu, nahm mir das Koppel ab und durchsuchte meine Taschen. Dabei fand er neben dem Taschentuch nur meine kleine Nickelbrille, die ich in einem kleinen Etui, geerbt von meiner Großmutter, immer in der Beintasche bei mir trug. Er öffnete das Etui und sagte: "Ah, Sie haben ja doch eine Brille!" Er nahm sie heraus und setzte sie mir auf. Dann meinte er: "Man kann sich hinter Kurzsichtigkeit sehr gut verstecken. Damit wollen wir nun mal aufhören." Er drehte sich um als wollte er wieder zum Tisch gehen, als er mich plötzlich und völlig unerwartet umstieß. Ich stürzte, drehte mich dabei aber so dass ich verhältnismäßig schmerzarm auf der rechten Seite landete. Er sah dies und meinte: "Na also, die Reflexe sind doch hervorragend." Dann befahl er: "Hinsetzten." Ich richtete mich auf und sah in seine Richtung. "So und nun wollen wir mal auspacken!" Mit diesen Worten stützte er sich auf den Schreibtisch und sah mich erwartungsvoll an. Jetzt mit der Brille auf der Nase kreuzten sich unsere Blicke und ich sah einen kalten, emotionslosen Blick aus stumpfen Augen. Dieser Mann war gefährlich!! Gefährlich deshalb, weil er völlig emotionslos seinen Job machte und daher nicht durch ablenkende Gefühle von seinem Ziel abgebracht wurde. Aber genau dies erleichterte mir auch die ganze Sache, denn er war kein Fanatiker sondern vielmehr einer der nur die Wahrheit herauszufinden suchte. Dies aber auch wieder völlig emotionslos, wobei ich mir sicher war dass er alle, ihm zur Verfügung stehenden Mittel genauso emotionslos einsetzen würde. Er ließ sich von mir das Geschehen der letzten 24 Stunden berichten. Ich blieb bei meiner Version, die ich auch schon Lackie aufgetischt hatte. Er erhob sich und trat an mich heran. Dann kauerte er sich vor mich hin und fragte: "Glauben Sie wirklich, dass ich Ihnen diesen Scheiß abnehme? Wir haben hier drei tote Soldaten, eigentlich müssten sie Nummer vier sein. Wir haben kurz danach drei tote Russen, wobei diese auf der Strecke zwischen Zielgebiet und Ihrem Lager lagen. Wir haben weiter einen halbblinden Gefreiten mit steifem Bein, der es schafft sich in einer völlig unbekannten Gegend innerhalb von 12 Stunden 15 Kilometer durch unbekanntes Gelände zu bewegen und das mit solcher Genauigkeit, dass er tatsächlich sein eigenes Feldlager findet und dies ohne durch eine der vielen Posten gesehen oder aufgegriffen zu werden. So und das alles soll ich Ihnen glauben? Jetzt sehe ich, dass Sie ihre Brille offensichtlich am Mann haben, also fällt blind schon mal weg. Unterstellen wir einmal, dass lahm auch nur simuliert ist, dann können wir blöd sicherlich auch streichen und kommen zu einem ziemlich klaren Bild. Dann ist die Strecke und die Zielgenauigkeit kein Grund zum Wundern mehr. Meyer! Wer hat Sie ausgebildet, für wen arbeiten Sie?" Ich blieb bei meiner Version und er meinte: "Nun gut, ich hab's im Guten versucht, jetzt überlass ich Sie mal ne Weile ein paar anderen Herren, mal sehen ob Sie dann gesprächiger sind." Er verließ den Raum ohne mich weiter eines Blickes zu würdigen. Die beiden Fallis kamen wieder herein. Sie hatten einen Eimer Wasser zwei Handtücher und eine Kerze mit. Mit einem Ruck hoben sie mich hoch und legten mich bäuchlings über den Tisch. Dann nahm einer der beiden ganz ordentlich meine Brille ab und legte sie zurück ins Etui. Jetzt endlich sprach einer zu mir: "Also Meyer wir machen's ganz einfach und für Dich verständlich. Wir prügeln Dich jetzt so lange, bis Du uns erzählst was wir wissen wollen. Hast Du das verstanden? Ich sagte nur: "Das könnt Ihr Euch schenken, was ich weiß hab ich schon erzählt." Darauf meinte der andere: "Irgendwie glauben wir Dir das aber nicht. Also schaun wir mal." Sie weichten die Handtücher im Wassereimer ein und wickelten diese nachdem sie richtig nass waren um deren Längsachse. Ich kannte das von den Handtuchschlachten im Kinderferienlager, wenn man mit dem Handtuch erhebliche Schmerzen verursachen wollte. Hier waren die Handtücher jedoch noch nass! Die Jungs verstanden ihr Fach, denn bereits der erste Schlag über den Kopf nahm mir fast das Bewusstsein. Es war als ob es den Schädel auseinander sprengen würde, wobei das Ende des Handtuches besonders schmerzhaft in die kleine Senke am Übergang vom Schädel zur Wirbelsäule schlug. Bereits nach dem zweiten Schlag platze dort die Haut auf und jeder weitere Schlag, abgesehen von den wahnsinnigen Schmerzen im Kopf, brannte nun durch die Platzwunde und das dabei heraus spritzende Blut. Ich schrie wie am Spieß denn der Schmerz war unerträglich, dann verlor ich das Bewusstsein. Ein noch viel grausamerer Schmerz holte mich wieder zurück ...Sofort lieferbar, Softcover.
2
9783000179068 - Heinrich Weber: 18 Monate
Heinrich Weber

18 Monate

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE PB NW

ISBN: 9783000179068 bzw. 3000179062, in Deutsch, TeTeVerlag, Taschenbuch, neu.

Lieferung aus: Deutschland, Versandkostenfrei.
Buchhandlung Kühn GmbH, [4368407].
Neuware - Vorwort Dieses Buch ist den vielen namenlosen jungen Männern gewidmet, die in 18 Monaten ihres Lebens gravierende Veränderungen, vor allem aber einen völligen Verlust des von klein auf in der DDR gelehrten Wertesystems erfahren mussten. Nicht Hilfsbereitschaft, Freundschaft oder gar verständnisvolle Fürsorge durch Vorgesetzte bestimmen den Alltag. Nein vielmehr waren Kameradenverrat, Erniedrigung und das Zerbrechen von Menschen an der Tagesordnung. Es kristallisierte sich in dieser Zeit heraus, wer zum Systemträger, wer zum Mitläufer und wer zum Rebell werden wird. Wie jeder mit dieser Situation umzugehen lernte, prägte ihn für den Rest des Lebens. Triester Alltag, Menschen unwürdiger Drill, ja auch Mord und schwere Körperverletzung, die regelmäßig vertuscht wurden, bestimmten das Leben in dieser Zeit .Die viel gepriesene Völkerfreundschaft zwischen den Soldaten der Warschauer Vertragsstaaten entpuppte sich ebenso zu einem Märchen wie die öffentlichen Darstellungen über einen menschenwürdigen Ehrendienst in der NVA. Die Volkswirtschaft, die zunehmend zu kränkeln begann brauchte Arbeitskräfte, die nicht nur fast nichts kosteten sondern die auch bereit und in der Lage waren in völlig desolaten Maschinenparks ihr Leben und ihre Gesundheit zu opfern. Hierzu waren Soldaten, die ob sie wollten oder nicht, Kraft Befehls ihre Haut zu Markte tragen mussten, eine ideale Lösung. Sei es in der Braunkohle, sei es in der Landwirtschaft oder, wie hier beschreiben in der Chemieindustrie der DDR. Das Menschen verachtende System hatte viele Gesichter. Alle Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Orten, Geschehnissen oder Namen sind rein zufällig. Es könnte sich aber so oder so ähnlich zugetragen haben. Leseprobe 1 ....Es kamen die Befehle: 'Richten, Laden, Batterie Feuer.' Ein kurzer gewaltiger Knall der gesamten Salve. Die K 1 hatten fast synchron abgezogen, also die Geschütze abgefeuert, so dass die Salve wie ein einziger gigantisch lauter Schuss klang. Vielleicht drei Minuten später hörten wir das dumpfe und daher fast ebenfalls synchron klingende Grollen der Einschläge. Wiederum vielleicht nur 1 Minute danach klang eine nahezu hysterisch kreischende Stimme durch das ebenfalls in der Stellung befindliche Funkgerät. 'Alle Bedienungen zurücktreten!!' Dann war Totenstille. Der Befehl, 'Alle Bedienungen zurücktreten', verhieß nichts Gutes, denn der wurde immer nur dann gegeben, wenn im Zielgebiet irgend etwas schief gelaufen ist und nun anhand der Einstellungen an den Geschützen herausgefunden werden muss, welcher Geschützbedienung ein Fehler unterlaufen ist. Während der BO völlig apathisch vor dem Zelt auf und ab lief, erschien die Landschaft wie tot. Kein Laut, kein Luftzug, alles nur eine bleierne, tödliche Hitze. Der General war zwischenzeitlich verschwunden. Keiner hatte bemerkt wann. Vielleicht nach 5 Minuten, die wir im vorgeschriebenem Abstand von den Geschützen warteten, schlagartig tobender Lärm! Motorenlärm setzte aus allen Richtungen ein. Selbst von oben wurde es laut, denn ein Mi 16 - Kampfhubschrauber war plötzlich über uns, während um uns herum plötzlich unzählige Fallschirmjäger der russischen Armee aus den Büschen sprangen! Irgendwoher kam in gebrochenem Deutsch: 'Legen Sie die Waffen weg, mit dem Gesicht auf den Boden, Hände ins Genick. Wer diesem Befehl nicht nachkommt wird ohne weitere Aufforderung sofort erschossen!' Wir waren wie gelähmt, denn so etwas hatte noch keiner von uns erlebt. Da dies ein kollektiver Zustand war, wurde aus dem Hubschrauber eine MPi Salve über unsere Köpfe hinweg abgegeben. Sofort lagen wir alle mit dem Gesicht im Dreck, die Waffen einfach von uns wegwerfend. Auch der BO machte da keine Ausnahme. Der Hubschrauber setzte unmittelbar neben unserer Stellung auf, wobei infolge des extrem trockenen Sandbodens eine riesige Staubwolke aufgewirbelt wurde. Ohne sich dadurch stören zu lassen, sprangen die russischen Fallschirmjäger zwischen uns hindurch, nahmen uns auch die Bajonette von den Gürteln und fesselten unsere Hände mit Drahtschlingen auf den Rücken. Weil sie dabei auch keinerlei Rücksicht nahmen war dies extrem schmerzhaft. Ich merkte, hier befinden wir uns richtig im Krieg, hier wird nichts mehr gespielt! Nachdem alle entwaffnet und gefesselt waren, kam der Befehl: 'Aufstehen, dawai!!' Mühsam rappelten wir uns mit den auf dem Rücken gefesselten Armen nach oben. Dann wurden wir auf dem Platz vor den Geschützrohren zusammen getrieben wo wir uns einschließlich unserem BO wieder setzen sollten. Während dessen umringten uns ca. 20 Fallschirmjäger und richteten ihre MPis auf uns! Ein Soldat muss vor etwas erschrocken sein, denn mit einem Schrei sprang er auf. Im gleichen Moment peitschten mehrere Schüsse aus unterschiedlichen Waffen und der Mann brach genauso schnell wieder zusammen, wie er aufgesprungen war. Er wand sich noch einige Momente in wilden Zuckungen auf dem Sandboden, dann blieb er mit starr geöffneten Augen tot liegen. Der Rest der Soldaten schaute dem ganzen völlig geschockt zu. Keiner sagte etwas, jedoch war allen das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Inzwischen waren noch mehrere UAZ in unserer Stellung eingetroffen und die Offiziere durchsuchten das BO-Zelt und dann die Geschütze. Die gesamte Zeit über sprach keiner mehr ein Wort zu uns. Ein Soldat richtete sich plötzlich auf um etwas zu sagen, sofort zeigten mehrere MP-Läufe auf ihn. Er sagte: 'Ich muss mal pinkeln' keiner der Bewacher reagierte. Darauf er noch einmal: 'Ich muss mal pinkeln.' Ein Falli kam auf ihn zu, sah ihm kurz ins Gesicht und trat zu. Der Tritt wurde genau von unten unters Kinn gekickt, so dass nur ein kurzes Knirschen bzw. Knacken zu hören war. Mit leicht verdrehtem Kopf und gebrochenen Augen kippte der Soldat hinten über. Genickbruch! In diesem Moment sah ich unter dem Soldaten neben mir den Sand dunkel werden. Offensichtlich die beste Lösung seinen Harndrang zu regulieren. Ich schaute mich um. Er war nicht der erste der sich eingepinkelt hatte. Inzwischen fühlten sich die Hände kalt und taub an, denn die Drahtschlingen schnitten tief ins Fleisch! Plötzlich kam Bewegung in der Geschützstellung auf. Unser Batteriechef kam ebenfalls entwaffnet, etwas mitgenommen aussehend und von zwei russischen Fallschirmjägern eskortiert auf uns zu. Er rief: Oberleutnant aufstehen und zu mir!' Der BO quälte sich hoch und folgte sofort von zwei Fallschirmjägern in die Mitte genommen dem Batteriechef. in ihren UAZ. Die anderen Offiziere brachen ebenfalls auf. Einer gab mit einer kurzen über dem Kopf kreisenden Handbewegung ein Signal zu den uns bewachenden Falli's und rief: 'Paschli! Dawai, Dawai!!' Sofort ließen diese ihre Waffen sinken und marschierten zu den Lkws von denen sie vor vielleicht 2 Stunden abgesprungen waren. Alle saßen auf und ein paar Augenblicke später war alles wie ein Spuk verschwunden. Lägen da nicht zwei tote Soldaten, könnte man glauben nichts sei passiert. Plötzlich tauchte unser Spieß aus den Büschen auf. Zusammen mit den beiden Offizieren machte er sich daran unsere Drahtschlingen zu öffnen. Nachdem wir unsere Hände wieder frei hatten, rappelten wir uns auf. Ich schaute mir meine Handgelenke und Hände an und sah, dass es höchste Zeit gewesen war die Drahtschlingen zu öffnen. Blutig eingeschnittene Furchen zogen sich um die Handgelenke und die Hände waren dick und dunkelrot angeschwollen. Der BC ließ über Funk nunmehr den Abteilungskommandeur über das Vorgefallene informieren und die Toten mit Zeltplanen abdecken. Wir sammelten derweil unsere Bajonette wieder ein. Die Zuordnung war insofern schwierig war, weil wir natürlich nicht die Nummern der Waffen im Kopf hatten. So griff sich jeder das Bajonett, von dem er glaubte es wäre seins und nach einigen Diskussionen untereinander und einigem Hin- und Hertauschen, war es dann geschafft dass jeder wieder eins hatte. Inzwischen waren sowohl der Abteilungskommandeur als auch einige uns unbekannte Offiziere einschließlich eines Generals in unserer Geschützstellung aufgetaucht. Der BC ließ uns zu einem Appell Aufstellung nehmen. Dann befahl er dass die Bedienungen zu denen die Toten gehörten, diese auf den Spieß-Ural luden. Jeweils vier Mann packten einen Toten an Armen und Beinen und trugen diese zum Fahrzeug. Dann ging es wie mit einem Kartoffelsack, zwei mal Schwung geholt und die Leichen flogen im hohen Bogen aufs Fahrzeug. Die fremden Offiziere fuhren gleichzeitig mit dem Spieß-Ural davon. Nachdem die Bedienungen zurück in die Appellformation getreten waren baute sich der Abteilungskommandeur vor uns auf und teilte uns mit: 'Genossen Soldaten, das was hier und heute geschehen ist unterliegt der militärischen Geheimhaltung. Wenn auch nur einer von Ihnen über das hier Vorgefallene spricht, wird er unter Anklage wegen Hochverrats gestellt. Dies bedeutet im Einzelfall mindestens 12 Jahre schweres Zuchthaus, davon 3 Jahre Militärgefängnis Schwedt. Die Personen, die von Ihnen in Kenntnis gesetzt wurden, werden dann über andere Strafverfahren ebenfalls in Gewahrsam genommen. Die Zukunft Ihrer Familien und auch Ihre Zukunft im Zivilleben können Sie somit vergessen. Es ist ohnehin fraglich ob Sie Schwedt überhaupt überleben.' Dann wandte er sich dem neben ihm stehenden BC zu und sagte: 'Hauptmann Lackie, lassen Sie wegtreten.' Dieser trat vor und brüllte: 'Batterie stillgestanden, richt Euch, Augen gerade aus, an die Geschütze wegtreten!' Völlig bedeppert gingen wir zu unseren Geschützen. Der Rest des Tages verlief ohne weitere Zwischenfälle. Zum Abend erhielten wir den Befehl ins Zeltlager zurück zu kehren. Zwei Soldaten und ein Funker wurden als Wachen in der Stellung zurückgelassen. Im Zeltlager angekommen duschten wir erst einmal in unserer Feld-Dusche. Diese bestand aus zwei mit jungen Baumstämmen abgesteckten und mit Zeltplanen umkleideten Vierecken als Kabine. Als Dusche dienten unsere Blechschüsseln, mit denen wir uns das kalte Wasser über den Kopf gossen. Am Abend musste ich wieder die Offiziere bedienen, wobei ich es dieses mal gern tat, denn so bekam ich immer wieder am Zelt lauschend mit, was an diesem Tag eigentlich wirklich passiert war. Die Geschichte war so haarsträubend wie interessant. Den General, der in unserer Stellung aufgetaucht war und der den BO zur Schnecke gemacht hatte, gab es gar nicht! Dessen Befehl den Hauptfestlegepunkt zu wechseln hatte dazu geführt, dass die Geschütze nicht mehr ins Zielgebiet schossen. Vielmehr wäre die Beobachtungstribüne weg geschossen worden! Auf der Tribüne saßen sämtliche Generale und hohen Offiziere des Generalstabs der Warschauer Vertragsstaaten. Deshalb erfolgte also auch kein Orientierungsschuss des Grundgeschützes, sondern vielmehr wurde sofort eine ganze Salve abgefeuert. Die Tribüne, von der aus man die Wirkung unseres Artilleriefeuers im eigentlichen Zielgebiet mit Feldstechern beobachten konnte wäre somit mit einem Schlag vollständig vernichtet worden. Diese Aufgabe war, von wem auch immer deshalb unserer Batterie zugedacht worden, weil wir die beste Artilleriebatterie der 11. Motschützendivision waren. Dieses über Jahre hinweg, war wohl der Garant einer 100 prozentigen Trefferquote. Womit jedoch keiner rechnen konnte war ein Fehler, der wiederum nach den Gefechtsabläufen in einer Artilleriebatterie ausgeschlossen war, das heißt unmöglich auftreten konnte. Die Zielkoordinaten wurden per Funk durchgegeben und vom Rechner auf dem Tablot für die Geschütze umgerechnet. Dessen Resultate wurden nochmals vom Batterieoffizier kontrolliert und nachgerechnet, so war es de facto ausgeschlossen das ein evtl. dem Rechner unterlaufener Fehler unentdeckt blieb und falsch geschossen würde. Da wir die Besten waren, konnte davon ausgegangen werden, dass wir fehlerfrei schießen würden. Dies war jedoch nicht der Fall. Durch die, vom General künstlich erzeugte Hektik und die Angst des BO vor erneuter Degradierung, war der BO derart verstört, dass er den Fehler des Rechners nicht bemerkte und die fehlerhaften Koordinaten für den Feuerbefehl frei gab. Der Rechner hatte sich jedoch um zwei Strich in der Höhe verrechnet und so kam es, dass die Tribüne mit der Generalität, Mitgliedern des ZK der SED und Beobachtern der Nato nicht mit einem einzigen Hieb weggeschossen wurde. Vielmehr pfiff die gesamte Salve ca. 40 Meter über den Köpfen der auf der Tribüne stehenden hinweg und schlug ca. 300 Meter hinter der Tribüne ein. Da der Splitterradius der auf Splitter/Spreng gestellten Granaten nur 250 Meter betrug, blieben die Personen auf der Tribüne unverletzt. Die dahinter befindlichen Fahrzeuge und Soldaten wurden jedoch vollständig zerstört bzw. getötet. Als die Salve über die Tribüne hinwegraste müssen angeblich alle ruckartig mit der Nase im Dreck gelegen haben. Auch sollen einige Generalshosen danach im Schritt wesentlich dunkler gewesen sein. Wäre dem Rechner in seiner Angst nicht dieser Fehler unterlaufen und hätte ihn der ebenfalls extrem verängstigte BO nicht übersehen, wäre im August 1984 ein Großteil der militärischen Führung der Warschauer Vertragsstaaten ums Leben gekommen, die weitere politische Entwicklung im Sozialistischen Lager mit Sicherheit anders verlaufen und wir standrechtlich erschossen worden. ... Leseprobe 2 ... Dann ging es mehrere Stufen abwärts, wobei mir modrige Kellerluft entgegenschlug. Plötzlich war es unangenehm feuchtkalt. In einem dunklen, nur von einer Glühbirne erleuchteten Raum wurde mir der Sack vom Kopf gezogen. Ich war in einem unterirdischen Betonraum. Ein Tisch, dahinter ein Stuhl. Auf dem Stuhl saß der Oberst, neben mir standen die Fallis. Dann hieß es: 'Hände auf den Rücken' und man legte mir eine Drahtschlinge um die Handgelenke, die dann schmerzhaft zugezogen wurde. 'Stiefel ausziehen!' Dies ging mit dem vorgetäuscht steifen Bein und ohne Hilfe der Hände etwas schwierig. Dann bekam ich auch eine Schlinge um die Fußgelenke. Jetzt schien sich der Oberst soweit sicher zu fühlen, dass er befahl: 'Wegtreten und vor der Tür warten.' Die Fallis verließen den Raum und wir waren allein. Er trat auf mich zu, nahm mir das Koppel ab und durchsuchte meine Taschen. Dabei fand er neben dem Taschentuch nur meine kleine Nickelbrille, die ich in einem kleinen Etui, geerbt von meiner Großmutter, immer in der Beintasche bei mir trug. Er öffnete das Etui und sagte: 'Ah, Sie haben ja doch eine Brille!' Er nahm sie heraus und setzte sie mir auf. Dann meinte er: 'Man kann sich hinter Kurzsichtigkeit sehr gut verstecken. Damit wollen wir nun mal aufhören.' Er drehte sich um als wollte er wieder zum Tisch gehen, als er mich plötzlich und völlig unerwartet umstieß. Ich stürzte, drehte mich dabei aber so dass ich verhältnismäßig schmerzarm auf der rechten Seite landete. Er sah dies und meinte: 'Na also, die Reflexe sind doch hervorragend.' Dann befahl er: 'Hinsetzten.' Ich richtete mich auf und sah in seine Richtung. 'So und nun wollen wir mal auspacken!' Mit diesen Worten stützte er sich auf den Schreibtisch und sah mich erwartungsvoll an. Jetzt mit der Brille auf der Nase kreuzten sich unsere Blicke und ich sah einen kalten, emotionslosen Blick aus stumpfen Augen. Dieser Mann war gefährlich!! Gefährlich deshalb, weil er völlig emotionslos seinen Job machte und daher nicht durch ablenkende Gefühle von seinem Ziel abgebracht wurde. Aber genau dies erleichterte mir auch die ganze Sache, denn er war kein Fanatiker sondern vielmehr einer der nur die Wahrheit herauszufinden suchte. Dies aber auch wieder völlig emotionslos, wobei ich mir sicher war dass er alle, ihm zur Verfügung stehenden Mittel genauso emotionslos einsetzen würde. Er ließ sich von mir das Geschehen der letzten 24 Stunden berichten. Ich blieb bei meiner Version, die ich auch schon Lackie aufgetischt hatte. Er erhob sich und trat an mich heran. Dann kauerte er sich vor mich hin und fragte: 'Glauben Sie wirklich, dass ich Ihnen diesen Scheiß abnehme Wir haben hier drei tote Soldaten, eigentlich müssten sie Nummer vier sein. Wir haben kurz danach drei tote Russen, wobei diese auf der Strecke zwischen Zielgebiet und Ihrem Lager lagen. Wir haben weiter einen halbblinden Gefreiten mit steifem Bein, der es schafft sich in einer völlig unbekannten Gegend innerhalb von 12 Stunden 15 Kilometer durch unbekanntes Gelände zu bewegen und das mit solcher Genauigkeit, dass er tatsächlich sein eigenes Feldlager findet und dies ohne durch eine der vielen Posten gesehen oder aufgegriffen zu werden. So und das alles soll ich Ihnen glauben Jetzt sehe ich, dass Sie ihre Brille offensichtlich am Mann haben, also fällt blind schon mal weg. Unterstellen wir einmal, dass lahm auch nur simuliert ist, dann können wir blöd sicherlich auch streichen und kommen zu einem ziemlich klaren Bild. Dann ist die Strecke und die Zielgenauigkeit kein Grund zum Wundern mehr. Meyer! Wer hat Sie ausgebildet, für wen arbeiten Sie ' Ich blieb bei meiner Version und er meinte: 'Nun gut, ich hab's im Guten versucht, jetzt überlass ich Sie mal ne Weile ein paar anderen Herren, mal sehen ob Sie dann gesprächiger sind.' Er verließ den Raum ohne mich weiter eines Blickes zu würdigen. Die beiden Fallis kamen wieder herein. Sie hatten einen Eimer Wasser zwei Handtücher und eine Kerze mit. Mit einem Ruck hoben sie mich hoch und legten mich bäuchlings über den Tisch. Dann nahm einer der beiden ganz ordentlich meine Brille ab und legte sie zurück ins Etui. Jetzt endlich sprach einer zu mir: 'Also Meyer wir machen's ganz einfach und für Dich verständlich. Wir prügeln Dich jetzt so lange, bis Du uns erzählst was wir wissen wollen. Hast Du das verstanden Ich sagte nur: 'Das könnt Ihr Euch schenken, was ich weiß hab ich schon erzählt.' Darauf meinte der andere: 'Irgendwie glauben wir Dir das aber nicht. Also schaun wir mal.' Sie weichten die Handtücher im Wassereimer ein und wickelten diese nachdem sie richtig nass waren um deren Längsachse. Ich kannte das von den Handtuchschlachten im Kinderferienlager, wenn man mit dem Handtuch erhebliche Schmerzen verursachen wollte. Hier waren die Handtücher jedoch noch nass! Die Jungs verstanden ihr Fach, denn bereits der erste Schlag über den Kopf nahm mir fast das Bewusstsein. Es war als ob es den Schädel auseinander sprengen würde, wobei das Ende des Handtuches besonders schmerzhaft in die kleine Senke am Übergang vom Schädel zur Wirbelsäule schlug. Bereits nach dem zweiten Schlag platze dort die Haut auf und jeder weitere Schlag, abgesehen von den wahnsinnigen Schmerzen im Kopf, brannte nun durch die Platzwunde und das dabei heraus spritzende Blut. Ich schrie wie am Spieß denn der Schmerz war unerträglich, dann verlor ich das Bewusstsein. Ein noch viel grausamerer Schmerz holte mich wieder zurück ... Taschenbuch.
3
9783000179068 - Heinrich Weber: 18 Monate
Heinrich Weber

18 Monate (2006)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE PB NW

ISBN: 9783000179068 bzw. 3000179062, in Deutsch, Teteverlag Aug 2006, Taschenbuch, neu.

Lieferung aus: Deutschland, Versandkostenfrei.
Von Händler/Antiquariat, AHA-BUCH GmbH [51283250], Einbeck, Germany.
Neuware - Vorwort Dieses Buch ist den vielen namenlosen jungen Männern gewidmet, die in 18 Monaten ihres Lebens gravierende Veränderungen, vor allem aber einen völligen Verlust des von klein auf in der DDR gelehrten Wertesystems erfahren mussten. Nicht Hilfsbereitschaft, Freundschaft oder gar verständnisvolle Fürsorge durch Vorgesetzte bestimmen den Alltag. Nein vielmehr waren Kameradenverrat, Erniedrigung und das Zerbrechen von Menschen an der Tagesordnung. Es kristallisierte sich in dieser Zeit heraus, wer zum Systemträger, wer zum Mitläufer und wer zum Rebell werden wird. Wie jeder mit dieser Situation umzugehen lernte, prägte ihn für den Rest des Lebens. Triester Alltag, Menschen unwürdiger Drill, ja auch Mord und schwere Körperverletzung, die regelmäßig vertuscht wurden, bestimmten das Leben in dieser Zeit .Die viel gepriesene Völkerfreundschaft zwischen den Soldaten der Warschauer Vertragsstaaten entpuppte sich ebenso zu einem Märchen wie die öffentlichen Darstellungen über einen menschenwürdigen Ehrendienst in der NVA. Die Volkswirtschaft, die zunehmend zu kränkeln begann brauchte Arbeitskräfte, die nicht nur fast nichts kosteten sondern die auch bereit und in der Lage waren in völlig desolaten Maschinenparks ihr Leben und ihre Gesundheit zu opfern. Hierzu waren Soldaten, die ob sie wollten oder nicht, Kraft Befehls ihre Haut zu Markte tragen mussten, eine ideale Lösung. Sei es in der Braunkohle, sei es in der Landwirtschaft oder, wie hier beschreiben in der Chemieindustrie der DDR. Das Menschen verachtende System hatte viele Gesichter. Alle Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Orten, Geschehnissen oder Namen sind rein zufällig. Es könnte sich aber so oder so ähnlich zugetragen haben. Leseprobe 1 .Es kamen die Befehle: 'Richten, Laden, Batterie Feuer.' Ein kurzer gewaltiger Knall der gesamten Salve. Die K 1 hatten fast synchron abgezogen, also die Geschütze abgefeuert, so dass die Salve wie ein einziger gigantisch lauter Schuss klang. Vielleicht drei Minuten später hörten wir das dumpfe und daher fast ebenfalls synchron klingende Grollen der Einschläge. Wiederum vielleicht nur 1 Minute danach klang eine nahezu hysterisch kreischende Stimme durch das ebenfalls in der Stellung befindliche Funkgerät. 'Alle Bedienungen zurücktreten!!' Dann war Totenstille. Der Befehl, 'Alle Bedienungen zurücktreten', verhieß nichts Gutes, denn der wurde immer nur dann gegeben, wenn im Zielgebiet irgend etwas schief gelaufen ist und nun anhand der Einstellungen an den Geschützen herausgefunden werden muss, welcher Geschützbedienung ein Fehler unterlaufen ist. Während der BO völlig apathisch vor dem Zelt auf und ab lief, erschien die Landschaft wie tot. Kein Laut, kein Luftzug, alles nur eine bleierne, tödliche Hitze. Der General war zwischenzeitlich verschwunden. Keiner hatte bemerkt wann. Vielleicht nach 5 Minuten, die wir im vorgeschriebenem Abstand von den Geschützen warteten, schlagartig tobender Lärm! Motorenlärm setzte aus allen Richtungen ein. Selbst von oben wurde es laut, denn ein Mi 16 - Kampfhubschrauber war plötzlich über uns, während um uns herum plötzlich unzählige Fallschirmjäger der russischen Armee aus den Büschen sprangen! Irgendwoher kam in gebrochenem Deutsch: 'Legen Sie die Waffen weg, mit dem Gesicht auf den Boden, Hände ins Genick. Wer diesem Befehl nicht nachkommt wird ohne weitere Aufforderung sofort erschossen!' Wir waren wie gelähmt, denn so etwas hatte noch keiner von uns erlebt. Da dies ein kollektiver Zustand war, wurde aus dem Hubschrauber eine MPi Salve über unsere Köpfe hinweg abgegeben. Sofort lagen wir alle mit dem Gesicht im Dreck, die Waffen einfach von uns wegwerfend. Auch der BO machte da keine Ausnahme. Der Hubschrauber setzte unmittelbar neben unserer Stellung auf, wobei infolge des extrem trockenen Sandbodens eine riesige Staubwolke aufgewirbelt wurde. Ohne sich dadurch stören zu lassen, sprangen die russischen Fallschirmjäger zwischen uns hindurch, nahmen uns auch die Bajo.
4
9783000179068 - Heinrich Weber: 18 Monate. . in der NVA
Heinrich Weber

18 Monate. . in der NVA (2006)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE PB NW

ISBN: 9783000179068 bzw. 3000179062, in Deutsch, 350 Seiten, Te Te Verlag, Taschenbuch, neu.

12,95 + Versand: 3,00 = 15,95
unverbindlich

Neu ab: EUR 12,95 (46 Angebote)
Gebraucht ab: EUR 6,00 (5 Angebote)
Zu den weiteren 51 Angeboten bei Amazon.de

Lieferung aus: Deutschland, Gewöhnlich versandfertig in 24 Stunden.
Von Händler/Antiquariat, Amazon.de.
Die Beschreibung dieses Angebotes ist von geringer Qualität oder in einer Fremdsprache. Trotzdem anzeigen
5
9783000179068 - Heinrich Weber: 18 Monate
Heinrich Weber

18 Monate (2006)

Lieferung erfolgt aus/von: Deutschland DE PB NW

ISBN: 9783000179068 bzw. 3000179062, in Deutsch, Te Te Verlag, Taschenbuch, neu.

12,95 + Versand: 3,95 = 16,90
unverbindlich
Lieferung aus: Deutschland, sofort lieferbar.
Hölle in der NVA, Buch, Softcover.
Lade…