Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters der Renaissance [Gebundene Ausgabe] antike Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur Werkstücke Forum Romanum Colosseum antike Stadt Säulen aus wertvollem Ma
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9783777468709 - Poeschke, Joachim (Hrsg.).: Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance.
Poeschke, Joachim (Hrsg.).

Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance. (1996)

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ISBN: 9783777468709 bzw. 3777468703, in Deutsch, München. Hirmer Verlag, 1996. gebundenes Buch, mit Einband.

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mit zahlreichen Text- und Tafelabbildungen, gr.8°. 24,3 x ^8,0 cm. 368 Seiten, Vorwort von Joachim Poeschke, In befriedigendem Zustand. der Buchblock mit zahlreichen Bleistiftanstreichungen und Marginalien, ansonsten sauber, der Einbandrücken gering leseschief, kleiner Mängelstempel auf dem hinteren fliegenden Vorsatz. mit Beiträgen von H. Brandenburg, B. Brenk, H.-C. Dittscheid, C. L. Frommel, W. Jacobsen, S. Kummer, C. Meckseper, J. Mitchell, A. Perom, J. Poeschke, G. Satzinger, Th. Weigel. Hardcover in Pappband, mit Schutzumschlag,.
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9783777468709 - Joachim Poeschke (Autor): Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance [Gebundene Ausgabe] Antike Kunst Architektur Mediävi?stik Mittelalter Renaissance antike Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur Werkstücke Forum Romanum Colosseum an
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Joachim Poeschke (Autor)

Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance [Gebundene Ausgabe] Antike Kunst Architektur Mediävi?stik Mittelalter Renaissance antike Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur Werkstücke Forum Romanum Colosseum an (1996)

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Hirmer: Hirmer, 1996. 1996. Hardcover. 168 x 238 mm. Das Nachwirken antiker Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur und ihre teilweise programmatische Bedeutung zeigen die Beiträge des Buches. Obwohl zwölf Beiträge verschiedener Autoren vereinigt sind, hinterläßt der Band den Eindruck einer in sich abgeschlossenen Betrachtung zum Thema Spolien. Die reich illustrierten Beiträge geben einen umfassenden Überblick über die Spolienverwendung während der Zeit vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Spolien in der christlichen Architektur Antike Werkstücke und ihre Wiederverwendung Forum Romanum und Colosseum vermitteln dem heutigen Besucher von Rom einen schwachen Eindruck von der einst prächtigen Architektur der antiken Stadt. Wohin all die Säulen aus wertvollem Marmor, die Kapitelle, die Gebälkstücke und die übrigen Architekturglieder der kaiserzeitlichen Bauten verschwunden sind, zeigt sich dem aufmerksamen Betrachter, sobald er eine der Kirchen Roms betritt. Aber nicht nur die Sakral- und Repräsentationsbauten Roms sind reich an antiken Spolien, auch in den übrigen europäischen Kirchen wurden die antiken Materialien und Werkstücke wiederverwendet. Selbst im islamischen Nordafrika finden sich beispielsweise in der berühmten Grossen Moschee von Kairouan, einer der Hauptsehenswürdigkeiten Tunesiens, 414 wiederverwendete antike Säulen aus römischer Zeit. Das Nachwirken antiker Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur und ihre teilweise programmatische Bedeutung zeigen die Beiträge des Buches «Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance». Entgegen dem Titel beginnen die Untersuchungen der Beiträge bereits in der Spätantike und leiten über karolingische und ottonische Architekturbeispiele zum Mittelalter und zur Renaissance über. Obwohl zwölf Beiträge verschiedener Autoren vereinigt sind, hinterlässt der Band beim Leser den Eindruck einer in sich abgeschlossenen Betrachtung zum Thema «Spolien» vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Kulturpolitische Gesichtspunkte Die beiden Aufsätze von Hugo Brandenburg und Beat Brenk zeigen, wann und warum das Phänomen «Spolien» überhaupt entstanden ist. Die systematische Verwendung von Spolien begann mit dem Bau der christlichen Grossbasiliken konstantinischer Zeit in Rom und hängt allgemein mit der Einführung der christlichen Basilika als neuer Bautypus in die antike Architektur zusammen. Im 4. Jahrhundert fehlten in Rom Werkstätten, welche die aufwendige Bauplastik herstellen konnten; ebenso mangelte es an geeignetem Importmaterial. Die christliche Basilika war nicht an die Normen in der Verwendung der alten Ordnung gebunden, sondern verlangte durch ihre Struktur als Richtungsbau und in der Betonung des Presbyteriums oder des Querhauses eine neue Ordnung des Bauornamentes, die das kostbare, aber heterogene Spolienmaterial nicht nur zuliess, sondern sogar erforderte. Damit vollzog sich die Aufhebung des klassischen Prinzips der Uniformität zugunsten der Variabilität der Bauornamentik, und die Verwendung von alternierenden Kapitelltypen in Form von Spolien in ein und derselben Säulenreihe stürzte die jahrhundertealten Spielregeln griechisch-römischer Baukunst. Die Ausstattung mit alternierenden Kapitelltypen beschränkte sich aber nicht auf die repräsentativen Grossbauten Roms, sondern sie war seit dem späten 4. Jahrhundert im ganzen Mittelmeerraum verbreitet. Die Wiederverwendung antiker Säulen, Kapitelle und Architraven kann in dieser frühen Zeit kaum mit Kulturpolitik in Verbindung gebracht werden. Nach den Darlegungen von Werner Jacobsen untermauerten aber die Spolienimporte Karls des Grossen den imperialen Anspruch. Seine Absicht war nicht nur, kostbares Material für den Bau seiner Pfalzkapelle in Aachen zur Verfügung zu haben, sondern hier mag auch noch die Intention der Schaffung einer «secunda Roma» auf Aachener Boden im Spiel gewesen sein. Aus Rom und Ravenna mussten die Säulen und Kapitelle hergebracht werden; auf die Wiederverwendung älterer fränkischer und römischer Stücke aus dem lokalen Aachener Zusammenhang wurde hingegen verzichtet. Die politischen Ambitionen Karls des Grossen werden nicht nur durch den Spolienimport evident, auch bei der Grundgestaltung seiner Hofkirche orientierte er sich an byzantinisch-justinianischen Kirchenbauten, insbesondere an der Kirche San Vitale in Ravenna. Bei bedeutenden Bauten der Karolingerzeit geht daher die Verwendung von Spolien über den ästhetischen Gesichtspunkt hinaus. Wandel im Gebrauch von Spolien Die zwölf Beiträge über den Einsatz von Spolien zeigen, dass die Verwendungsart vom 4. bis zum 16. Jahrhundert nicht statisch war. Einen kurzen und prägnanten Überblick über den Wandel im Gebrauch von Spolien zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert gibt der Aufsatz von Joachim Poeschke. Demnach bewirkte die Entstehung und Verwendung des gotischen Architektursystems, dass Spolien nicht mehr im Rohzustand verwendet wurden, da das gotische System von Homogenität und Uniformität beherrscht wird. Entweder verzichtete man ganz auf Spolien, oder diese wurden an das zeitgenössische Architektursystem adaptiert und darin integriert; dabei wurden sie aber auf Grund ihres kostbaren Materials an zentralen Anbringungsorten zur Schau gestellt. Als Beispiel sei etwa die Westfassade von San Marco in Venedig zu nennen, an welcher 145 antike Säulen über die Portalvorhallen verteilt sind. Diese Säulen haben primär keine tragende Funktion, sondern sie sind als Wandschmuck vorgeblendet. Eine noch freiere Verwendung der Spolien zeigt sich in der Renaissance, dargestellt im Beitrag von Georg Satzinger. Einerseits wurden die antiken Materialien als Baukalk und Kanonenkugeln verwertet, andererseits konnten Spolien isoliert wie Reliquien an Bauten in Erscheinung treten. Antiker Marmor ergab auch Rohstoff für Inkrustationen und Wandverkleidungen. Bemerkenswert ist der Einsatz von Spolien durch Donato Bramante, in welchem sich ein bestimmtes Verhältnis zur Antike manifestiert. Hans-Christoph Dittscheid legt dar, dass Bramante die Antike als Inspirationsquelle begriff, indem er in seinen Bauten nicht nur Spolien an speziellen Orten verwendete, sondern auch in programmatischer Weise auf antike Architekturtypen mit ihrer ideellen Bedeutung zurückgriff. Diese doppelten Rückgriffe finden ihren Niederschlag sowohl am Tempietto bei San Piero in Montorio als auch in Bramantes Domprojekt von St. Peter in Rom. Der Tempietto verkörpert den antikisierenden Typus des runden Peripteros mit 16 dorischen Säulen, deren Schäfte als Spolien gesehen werden dürfen. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. hatten diese reichgeschmückten Rundbauten Herooncharakter. Dieser Architekturtypus des runden Zentralbaus setzte sich in der römischen Zeit in den Mausoleumsbauten der Kaiser fort, und auch die frühen christlichen Herrscher, wie Konstantin oder Theoderich, übernahmen die Tradition der Herrschermausoleen in Form der Zentral- und Kuppelbauten. Der Tempietto Bramantes entstand an jenem Ort, an dem Petrus seinen Kreuzestod erlitten haben soll. Bramante soll somit Petrus mit seiner im Martyrium bewiesenen Mannhaftigkeit an die Stelle eines Herkules gesetzt und dabei nicht nur formal, sondern auch inhaltlich auf die Antike zurückgegriffen haben. Beim Dom von St. Peter bekrönte er in seinem Projekt die Kirche mit einem Rundbau, der die herausragenden Eigenschaften zweier antiker Wahrzeichen, des Pantheons und des Hadriansgrabens, miteinander verschmolz. Die reich illustrierten Beiträge geben einen umfassenden Überblick über die Spolienverwendung während der Zeit vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Die Autoren beschränken sich aber nicht auf reine Bauforschung, sondern sie nehmen, wenn immer möglich, Bezug zur Rezeption antiker Ideen in die Architektursprache. Der Gebrauch von Spolienmaterial in der christlichen Architektur schafft eine Brücke zwischen Antike und christlicher Zeit. Botticelli hatte in seinem Gemälde «Anbetung der Könige» die heilige Familie nicht in einem Stall dargestellt, sondern als erster hat er die Geburt Christi in den Ruinen eines antiken Tempels abgebildet. Damit hat er die Auffassung des Humanisten und Philosophen Marsilio Ficino bildlich dargestellt, dass das Christentum das Denken der Alten fortsetze, im Sinne einer Verbindung der christlichen Offenbarung mit der Philosophie Platons. Diese Vereinigung von Antike und Christentum manifestiert sich bei der Spolienverwendung in der christlichen Sakralarchitektur nicht nur in symbolischer sondern in sehr realer Hinsicht. Elsbeth Wiederkehr Schuler -- Neue Zürcher Zeitung Antike Kunst Architektur Mittelalter Renaissance Spolien Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance [Gebundene Ausgabe] Joachim Poeschke (Autor) Hirmer 3-7774-6870-3 / 3777468703 ISBN-13: 978-3-7774-6870-9 / 9783777468709 Antike Kunst Architektur Mittelalter Renaissance Spolien Mediävi?stik Antike Kunst Architektur Mittelalter Renaissance Spolien Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance [Gebundene Ausgabe] Joachim Poeschke (Autor) Hirmer 3-7774-6870-3 / 3777468703 ISBN-13: 978-3-7774-6870-9 / 9783777468709 Antike Kunst Architektur Mittelalter Renaissance Spolien Das Nachwirken antiker Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur und ihre teilweise programmatische Bedeutung zeigen die Beiträge des Buches. Obwohl zwölf Beiträge verschiedener Autoren vereinigt sind, hinterläßt der Band den Eindruck einer in sich abgeschlossenen Betrachtung zum Thema Spolien. Die reich illustrierten Beiträge geben einen umfassenden Überblick über die Spolienverwendung während der Zeit vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Spolien in der christlichen Architektur Antike Werkstücke und ihre Wiederverwendung Forum Romanum und Colosseum vermitteln dem heutigen Besucher von Rom einen schwachen Eindruck von der einst prächtigen Architektur der antiken Stadt. Wohin all die Säulen aus wertvollem Marmor, die Kapitelle, die Gebälkstücke und die übrigen Architekturglieder der kaiserzeitlichen Bauten verschwunden sind, zeigt sich dem aufmerksamen Betrachter, sobald er eine der Kirchen Roms betritt. Aber nicht nur die Sakral- und Repräsentationsbauten Roms sind reich an antiken Spolien, auch in den übrigen europäischen Kirchen wurden die antiken Materialien und Werkstücke wiederverwendet. Selbst im islamischen Nordafrika finden sich beispielsweise in der berühmten Grossen Moschee von Kairouan, einer der Hauptsehenswürdigkeiten Tunesiens, 414 wiederverwendete antike Säulen aus römischer Zeit. Das Nachwirken antiker Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur und ihre teilweise programmatische Bedeutung zeigen die Beiträge des Buches «Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance». Entgegen dem Titel beginnen die Untersuchungen der Beiträge bereits in der Spätantike und leiten über karolingische und ottonische Architekturbeispiele zum Mittelalter und zur Renaissance über. Obwohl zwölf Beiträge verschiedener Autoren vereinigt sind, hinterlässt der Band beim Leser den Eindruck einer in sich abgeschlossenen Betrachtung zum Thema «Spolien» vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Kulturpolitische Gesichtspunkte Die beiden Aufsätze von Hugo Brandenburg und Beat Brenk zeigen, wann und warum das Phänomen «Spolien» überhaupt entstanden ist. Die systematische Verwendung von Spolien begann mit dem Bau der christlichen Grossbasiliken konstantinischer Zeit in Rom und hängt allgemein mit der Einführung der christlichen Basilika als neuer Bautypus in die antike Architektur zusammen. Im 4. Jahrhundert fehlten in Rom Werkstätten, welche die aufwendige Bauplastik herstellen konnten; ebenso mangelte es an geeignetem Importmaterial. Die christliche Basilika war nicht an die Normen in der Verwendung der alten Ordnung gebunden, sondern verlangte durch ihre Struktur als Richtungsbau und in der Betonung des Presbyteriums oder des Querhauses eine neue Ordnung des Bauornamentes, die das kostbare, aber heterogene Spolienmaterial nicht nur zuliess, sondern sogar erforderte. Damit vollzog sich die Aufhebung des klassischen Prinzips der Uniformität zugunsten der Variabilität der Bauornamentik, und die Verwendung von alternierenden Kapitelltypen in Form von Spolien in ein und derselben Säulenreihe stürzte die jahrhundertealten Spielregeln griechisch-römischer Baukunst. Die Ausstattung mit alternierenden Kapitelltypen beschränkte sich aber nicht auf die repräsentativen Grossbauten Roms, sondern sie war seit dem späten 4. Jahrhundert im ganzen Mittelmeerraum verbreitet. Die Wiederverwendung antiker Säulen, Kapitelle und Architraven kann in dieser frühen Zeit kaum mit Kulturpolitik in Verbindung gebracht werden. Nach den Darlegungen von Werner Jacobsen untermauerten aber die Spolienimporte Karls des Grossen den imperialen Anspruch. Seine Absicht war nicht nur, kostbares Material für den Bau seiner Pfalzkapelle in Aachen zur Verfügung zu haben, sondern hier mag auch noch die Intention der Schaffung einer «secunda Roma» auf Aachener Boden im Spiel gewesen sein. Aus Rom und Ravenna mussten die Säulen und Kapitelle hergebracht werden; auf die Wiederverwendung älterer fränkischer und römischer Stücke aus dem lokalen Aachener Zusammenhang wurde hingegen verzichtet. Die politischen Ambitionen Karls des Grossen werden nicht nur durch den Spolienimport evident, auch bei der Grundgestaltung seiner Hofkirche orientierte er sich an byzantinisch-justinianischen Kirchenbauten, insbesondere an der Kirche San Vitale in Ravenna. Bei bedeutenden Bauten der Karolingerzeit geht daher die Verwendung von Spolien über den ästhetischen Gesichtspunkt hinaus. Wandel im Gebrauch von Spolien Die zwölf Beiträge über den Einsatz von Spolien zeigen, dass die Verwendungsart vom 4. bis zum 16. Jahrhundert nicht statisch war. Einen kurzen und prägnanten Überblick über den Wandel im Gebrauch von Spolien zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert gibt der Aufsatz von Joachim Poeschke. Demnach bewirkte die Entstehung und Verwendung des gotischen Architektursystems, dass Spolien nicht mehr im Rohzustand verwendet wurden, da das gotische System von Homogenität und Uniformität beherrscht wird. Entweder verzichtete man ganz auf Spolien, oder diese wurden an das zeitgenössische Architektursystem adaptiert und darin integriert; dabei wurden sie aber auf Grund ihres kostbaren Materials an zentralen Anbringungsorten zur Schau gestellt. Als Beispiel sei etwa die Westfassade von San Marco in Venedig zu nennen, an welcher 145 antike Säulen über die Portalvorhallen verteilt sind. Diese Säulen haben primär keine tragende Funktion, sondern sie sind als Wandschmuck vorgeblendet. Eine noch freiere Verwendung der Spolien zeigt sich in der Renaissance, dargestellt im Beitrag von Georg Satzinger. Einerseits wurden die antiken Materialien als Baukalk und Kanonenkugeln verwertet, andererseits konnten Spolien isoliert wie Reliquien an Bauten in Erscheinung treten. Antiker Marmor ergab auch Rohstoff für Inkrustationen und Wandverkleidungen. Bemerkenswert ist der Einsatz von Spolien durch Donato Bramante, in welchem sich ein bestimmtes Verhältnis zur Antike manifestiert. Hans-Christoph Dittscheid legt dar, dass Bramante die Antike als Inspirationsquelle begriff, indem er in seinen Bauten nicht nur Spolien an speziellen Orten verwendete, sondern auch in programmatischer Weise auf antike Architekturtypen mit ihrer ideellen Bedeutung zurückgriff. Diese doppelten Rückgriffe finden ihren Niederschlag sowohl am Tempietto bei San Piero in Montorio als auch in Bramantes Domprojekt von St. Peter in Rom. Der Tempietto verkörpert den antikisierenden Typus des runden Peripteros mit 16 dorischen Säulen, deren Schäfte als Spolien gesehen werden dürfen. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. hatten diese reichgeschmückten Rundbauten Herooncharakter. Dieser Architekturtypus des runden Zentralbaus setzte sich in der römischen Zeit in den Mausoleumsbauten der Kaiser fort, und auch die frühen christlichen Herrscher, wie Konstantin oder Theoderich, übernahmen die Tradition der Herrschermausoleen in Form der Zentral- und Kuppelbauten. Der Tempietto Bramantes entstand an jenem Ort, an dem Petrus seinen Kreuzestod erlitten haben soll. Bramante soll somit Petrus mit seiner im Martyrium bewiesenen Mannhaftigkeit an die Stelle eines Herkules gesetzt und dabei nicht nur formal, sondern auch inhaltlich auf die Antike zurückgegriffen haben. Beim Dom von St. Peter bekrönte er in seinem Projekt die Kirche mit einem Rundbau, der die herausragenden Eigenschaften zweier antiker Wahrzeichen, des Pantheons und des Hadriansgrabens, miteinander verschmolz. Die reich illustrierten Beiträge geben einen umfassenden Überblick über die Spolienverwendung während der Zeit vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Die Autoren beschränken sich aber nicht auf reine Bauforschung, sondern sie nehmen, wenn immer möglich, Bezug zur Rezeption antiker Ideen in die Architektursprache. Der Gebrauch von Spolienmaterial in der christlichen Architektur schafft eine Brücke zwischen Antike und christlicher Zeit. Botticelli hatte in seinem Gemälde «Anbetung der Könige» die heilige Familie nicht in einem Stall dargestellt, sondern als erster hat er die Geburt Christi in den Ruinen eines antiken Tempels abgebildet. Damit hat er die Auffassung des Humanisten und Philosophen Marsilio Ficino bildlich dargestellt, dass das Christentum das Denken der Alten fortsetze, im Sinne einer Verbindung der christlichen Offenbarung mit der Philosophie Platons. Diese Vereinigung von Antike und Christentum manifestiert sich bei der Spolienverwendung in der christlichen Sakralarchitektur nicht nur in symbolischer sondern in sehr realer Hinsicht. Elsbeth Wiederkehr Schuler -- Neue Zürcher Zeitung.
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9783777468709 - Joachim Poeschke (Autor): Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance [Gebundene Ausgabe] antike Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur Werkstücke Forum Romanum Colosseum antike Stadt Säulen aus wertvollem Ma
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Joachim Poeschke (Autor)

Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance [Gebundene Ausgabe] antike Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur Werkstücke Forum Romanum Colosseum antike Stadt Säulen aus wertvollem Ma (1996)

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Hirmer, 1996. 1996. Hardcover. 168 x 238 mm. Das Nachwirken antiker Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur und ihre teilweise programmatische Bedeutung zeigen die Beiträge des Buches. Obwohl zwölf Beiträge verschiedener Autoren vereinigt sind, hinterläßt der Band den Eindruck einer in sich abgeschlossenen Betrachtung zum Thema Spolien. Die reich illustrierten Beiträge geben einen umfassenden Überblick über die Spolienverwendung während der Zeit vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Spolien in der christlichen Architektur Antike Werkstücke und ihre Wiederverwendung Forum Romanum und Colosseum vermitteln dem heutigen Besucher von Rom einen schwachen Eindruck von der einst prächtigen Architektur der antiken Stadt. Wohin all die Säulen aus wertvollem Marmor, die Kapitelle, die Gebälkstücke und die übrigen Architekturglieder der kaiserzeitlichen Bauten verschwunden sind, zeigt sich dem aufmerksamen Betrachter, sobald er eine der Kirchen Roms betritt. Aber nicht nur die Sakral- und Repräsentationsbauten Roms sind reich an antiken Spolien, auch in den übrigen europäischen Kirchen wurden die antiken Materialien und Werkstücke wiederverwendet. Selbst im islamischen Nordafrika finden sich beispielsweise in der berühmten Grossen Moschee von Kairouan, einer der Hauptsehenswürdigkeiten Tunesiens, 414 wiederverwendete antike Säulen aus römischer Zeit. Das Nachwirken antiker Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur und ihre teilweise programmatische Bedeutung zeigen die Beiträge des Buches «Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance». Entgegen dem Titel beginnen die Untersuchungen der Beiträge bereits in der Spätantike und leiten über karolingische und ottonische Architekturbeispiele zum Mittelalter und zur Renaissance über. Obwohl zwölf Beiträge verschiedener Autoren vereinigt sind, hinterlässt der Band beim Leser den Eindruck einer in sich abgeschlossenen Betrachtung zum Thema «Spolien» vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Kulturpolitische Gesichtspunkte Die beiden Aufsätze von Hugo Brandenburg und Beat Brenk zeigen, wann und warum das Phänomen «Spolien» überhaupt entstanden ist. Die systematische Verwendung von Spolien begann mit dem Bau der christlichen Grossbasiliken konstantinischer Zeit in Rom und hängt allgemein mit der Einführung der christlichen Basilika als neuer Bautypus in die antike Architektur zusammen. Im 4. Jahrhundert fehlten in Rom Werkstätten, welche die aufwendige Bauplastik herstellen konnten; ebenso mangelte es an geeignetem Importmaterial. Die christliche Basilika war nicht an die Normen in der Verwendung der alten Ordnung gebunden, sondern verlangte durch ihre Struktur als Richtungsbau und in der Betonung des Presbyteriums oder des Querhauses eine neue Ordnung des Bauornamentes, die das kostbare, aber heterogene Spolienmaterial nicht nur zuliess, sondern sogar erforderte. Damit vollzog sich die Aufhebung des klassischen Prinzips der Uniformität zugunsten der Variabilität der Bauornamentik, und die Verwendung von alternierenden Kapitelltypen in Form von Spolien in ein und derselben Säulenreihe stürzte die jahrhundertealten Spielregeln griechisch-römischer Baukunst. Die Ausstattung mit alternierenden Kapitelltypen beschränkte sich aber nicht auf die repräsentativen Grossbauten Roms, sondern sie war seit dem späten 4. Jahrhundert im ganzen Mittelmeerraum verbreitet. Die Wiederverwendung antiker Säulen, Kapitelle und Architraven kann in dieser frühen Zeit kaum mit Kulturpolitik in Verbindung gebracht werden. Nach den Darlegungen von Werner Jacobsen untermauerten aber die Spolienimporte Karls des Grossen den imperialen Anspruch. Seine Absicht war nicht nur, kostbares Material für den Bau seiner Pfalzkapelle in Aachen zur Verfügung zu haben, sondern hier mag auch noch die Intention der Schaffung einer «secunda Roma» auf Aachener Boden im Spiel gewesen sein. Aus Rom und Ravenna mussten die Säulen und Kapitelle hergebracht werden; auf die Wiederverwendung älterer fränkischer und römischer Stücke aus dem lokalen Aachener Zusammenhang wurde hingegen verzichtet. Die politischen Ambitionen Karls des Grossen werden nicht nur durch den Spolienimport evident, auch bei der Grundgestaltung seiner Hofkirche orientierte er sich an byzantinisch-justinianischen Kirchenbauten, insbesondere an der Kirche San Vitale in Ravenna. Bei bedeutenden Bauten der Karolingerzeit geht daher die Verwendung von Spolien über den ästhetischen Gesichtspunkt hinaus. Wandel im Gebrauch von Spolien Die zwölf Beiträge über den Einsatz von Spolien zeigen, dass die Verwendungsart vom 4. bis zum 16. Jahrhundert nicht statisch war. Einen kurzen und prägnanten Überblick über den Wandel im Gebrauch von Spolien zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert gibt der Aufsatz von Joachim Poeschke. Demnach bewirkte die Entstehung und Verwendung des gotischen Architektursystems, dass Spolien nicht mehr im Rohzustand verwendet wurden, da das gotische System von Homogenität und Uniformität beherrscht wird. Entweder verzichtete man ganz auf Spolien, oder diese wurden an das zeitgenössische Architektursystem adaptiert und darin integriert; dabei wurden sie aber auf Grund ihres kostbaren Materials an zentralen Anbringungsorten zur Schau gestellt. Als Beispiel sei etwa die Westfassade von San Marco in Venedig zu nennen, an welcher 145 antike Säulen über die Portalvorhallen verteilt sind. Diese Säulen haben primär keine tragende Funktion, sondern sie sind als Wandschmuck vorgeblendet. Eine noch freiere Verwendung der Spolien zeigt sich in der Renaissance, dargestellt im Beitrag von Georg Satzinger. Einerseits wurden die antiken Materialien als Baukalk und Kanonenkugeln verwertet, andererseits konnten Spolien isoliert wie Reliquien an Bauten in Erscheinung treten. Antiker Marmor ergab auch Rohstoff für Inkrustationen und Wandverkleidungen. Bemerkenswert ist der Einsatz von Spolien durch Donato Bramante, in welchem sich ein bestimmtes Verhältnis zur Antike manifestiert. Hans-Christoph Dittscheid legt dar, dass Bramante die Antike als Inspirationsquelle begriff, indem er in seinen Bauten nicht nur Spolien an speziellen Orten verwendete, sondern auch in programmatischer Weise auf antike Architekturtypen mit ihrer ideellen Bedeutung zurückgriff. Diese doppelten Rückgriffe finden ihren Niederschlag sowohl am Tempietto bei San Piero in Montorio als auch in Bramantes Domprojekt von St. Peter in Rom. Der Tempietto verkörpert den antikisierenden Typus des runden Peripteros mit 16 dorischen Säulen, deren Schäfte als Spolien gesehen werden dürfen. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. hatten diese reichgeschmückten Rundbauten Herooncharakter. Dieser Architekturtypus des runden Zentralbaus setzte sich in der römischen Zeit in den Mausoleumsbauten der Kaiser fort, und auch die frühen christlichen Herrscher, wie Konstantin oder Theoderich, übernahmen die Tradition der Herrschermausoleen in Form der Zentral- und Kuppelbauten. Der Tempietto Bramantes entstand an jenem Ort, an dem Petrus seinen Kreuzestod erlitten haben soll. Bramante soll somit Petrus mit seiner im Martyrium bewiesenen Mannhaftigkeit an die Stelle eines Herkules gesetzt und dabei nicht nur formal, sondern auch inhaltlich auf die Antike zurückgegriffen haben. Beim Dom von St. Peter bekrönte er in seinem Projekt die Kirche mit einem Rundbau, der die herausragenden Eigenschaften zweier antiker Wahrzeichen, des Pantheons und des Hadriansgrabens, miteinander verschmolz. Die reich illustrierten Beiträge geben einen umfassenden Überblick über die Spolienverwendung während der Zeit vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Die Autoren beschränken sich aber nicht auf reine Bauforschung, sondern sie nehmen, wenn immer möglich, Bezug zur Rezeption antiker Ideen in die Architektursprache. Der Gebrauch von Spolienmaterial in der christlichen Architektur schafft eine Brücke zwischen Antike und christlicher Zeit. Botticelli hatte in seinem Gemälde «Anbetung der Könige» die heilige Familie nicht in einem Stall dargestellt, sondern als erster hat er die Geburt Christi in den Ruinen eines antiken Tempels abgebildet. Damit hat er die Auffassung des Humanisten und Philosophen Marsilio Ficino bildlich dargestellt, dass das Christentum das Denken der Alten fortsetze, im Sinne einer Verbindung der christlichen Offenbarung mit der Philosophie Platons. Diese Vereinigung von Antike und Christentum manifestiert sich bei der Spolienverwendung in der christlichen Sakralarchitektur nicht nur in symbolischer sondern in sehr realer Hinsicht. Elsbeth Wiederkehr Schuler -- Neue Zürcher Zeitung Antike Kunst Architektur Mittelalter Renaissance Spolien Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance [Gebundene Ausgabe] Joachim Poeschke (Autor) Hirmer 3-7774-6870-3 / 3777468703 ISBN-13: 978-3-7774-6870-9 / 9783777468709 Antike Kunst Architektur Mittelalter Renaissance Spolien Antike Kunst Architektur Mittelalter Renaissance Spolien Das Nachwirken antiker Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur und ihre teilweise programmatische Bedeutung zeigen die Beiträge des Buches. Obwohl zwölf Beiträge verschiedener Autoren vereinigt sind, hinterläßt der Band den Eindruck einer in sich abgeschlossenen Betrachtung zum Thema Spolien. Die reich illustrierten Beiträge geben einen umfassenden Überblick über die Spolienverwendung während der Zeit vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Spolien in der christlichen Architektur Antike Werkstücke und ihre Wiederverwendung Forum Romanum und Colosseum vermitteln dem heutigen Besucher von Rom einen schwachen Eindruck von der einst prächtigen Architektur der antiken Stadt. Wohin all die Säulen aus wertvollem Marmor, die Kapitelle, die Gebälkstücke und die übrigen Architekturglieder der kaiserzeitlichen Bauten verschwunden sind, zeigt sich dem aufmerksamen Betrachter, sobald er eine der Kirchen Roms betritt. Aber nicht nur die Sakral- und Repräsentationsbauten Roms sind reich an antiken Spolien, auch in den übrigen europäischen Kirchen wurden die antiken Materialien und Werkstücke wiederverwendet. Selbst im islamischen Nordafrika finden sich beispielsweise in der berühmten Grossen Moschee von Kairouan, einer der Hauptsehenswürdigkeiten Tunesiens, 414 wiederverwendete antike Säulen aus römischer Zeit. Das Nachwirken antiker Architekturelemente in der christlichen Sakralarchitektur und ihre teilweise programmatische Bedeutung zeigen die Beiträge des Buches «Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance». Entgegen dem Titel beginnen die Untersuchungen der Beiträge bereits in der Spätantike und leiten über karolingische und ottonische Architekturbeispiele zum Mittelalter und zur Renaissance über. Obwohl zwölf Beiträge verschiedener Autoren vereinigt sind, hinterlässt der Band beim Leser den Eindruck einer in sich abgeschlossenen Betrachtung zum Thema «Spolien» vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Kulturpolitische Gesichtspunkte Die beiden Aufsätze von Hugo Brandenburg und Beat Brenk zeigen, wann und warum das Phänomen «Spolien» überhaupt entstanden ist. Die systematische Verwendung von Spolien begann mit dem Bau der christlichen Grossbasiliken konstantinischer Zeit in Rom und hängt allgemein mit der Einführung der christlichen Basilika als neuer Bautypus in die antike Architektur zusammen. Im 4. Jahrhundert fehlten in Rom Werkstätten, welche die aufwendige Bauplastik herstellen konnten; ebenso mangelte es an geeignetem Importmaterial. Die christliche Basilika war nicht an die Normen in der Verwendung der alten Ordnung gebunden, sondern verlangte durch ihre Struktur als Richtungsbau und in der Betonung des Presbyteriums oder des Querhauses eine neue Ordnung des Bauornamentes, die das kostbare, aber heterogene Spolienmaterial nicht nur zuliess, sondern sogar erforderte. Damit vollzog sich die Aufhebung des klassischen Prinzips der Uniformität zugunsten der Variabilität der Bauornamentik, und die Verwendung von alternierenden Kapitelltypen in Form von Spolien in ein und derselben Säulenreihe stürzte die jahrhundertealten Spielregeln griechisch-römischer Baukunst. Die Ausstattung mit alternierenden Kapitelltypen beschränkte sich aber nicht auf die repräsentativen Grossbauten Roms, sondern sie war seit dem späten 4. Jahrhundert im ganzen Mittelmeerraum verbreitet. Die Wiederverwendung antiker Säulen, Kapitelle und Architraven kann in dieser frühen Zeit kaum mit Kulturpolitik in Verbindung gebracht werden. Nach den Darlegungen von Werner Jacobsen untermauerten aber die Spolienimporte Karls des Grossen den imperialen Anspruch. Seine Absicht war nicht nur, kostbares Material für den Bau seiner Pfalzkapelle in Aachen zur Verfügung zu haben, sondern hier mag auch noch die Intention der Schaffung einer «secunda Roma» auf Aachener Boden im Spiel gewesen sein. Aus Rom und Ravenna mussten die Säulen und Kapitelle hergebracht werden; auf die Wiederverwendung älterer fränkischer und römischer Stücke aus dem lokalen Aachener Zusammenhang wurde hingegen verzichtet. Die politischen Ambitionen Karls des Grossen werden nicht nur durch den Spolienimport evident, auch bei der Grundgestaltung seiner Hofkirche orientierte er sich an byzantinisch-justinianischen Kirchenbauten, insbesondere an der Kirche San Vitale in Ravenna. Bei bedeutenden Bauten der Karolingerzeit geht daher die Verwendung von Spolien über den ästhetischen Gesichtspunkt hinaus. Wandel im Gebrauch von Spolien Die zwölf Beiträge über den Einsatz von Spolien zeigen, dass die Verwendungsart vom 4. bis zum 16. Jahrhundert nicht statisch war. Einen kurzen und prägnanten Überblick über den Wandel im Gebrauch von Spolien zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert gibt der Aufsatz von Joachim Poeschke. Demnach bewirkte die Entstehung und Verwendung des gotischen Architektursystems, dass Spolien nicht mehr im Rohzustand verwendet wurden, da das gotische System von Homogenität und Uniformität beherrscht wird. Entweder verzichtete man ganz auf Spolien, oder diese wurden an das zeitgenössische Architektursystem adaptiert und darin integriert; dabei wurden sie aber auf Grund ihres kostbaren Materials an zentralen Anbringungsorten zur Schau gestellt. Als Beispiel sei etwa die Westfassade von San Marco in Venedig zu nennen, an welcher 145 antike Säulen über die Portalvorhallen verteilt sind. Diese Säulen haben primär keine tragende Funktion, sondern sie sind als Wandschmuck vorgeblendet. Eine noch freiere Verwendung der Spolien zeigt sich in der Renaissance, dargestellt im Beitrag von Georg Satzinger. Einerseits wurden die antiken Materialien als Baukalk und Kanonenkugeln verwertet, andererseits konnten Spolien isoliert wie Reliquien an Bauten in Erscheinung treten. Antiker Marmor ergab auch Rohstoff für Inkrustationen und Wandverkleidungen. Bemerkenswert ist der Einsatz von Spolien durch Donato Bramante, in welchem sich ein bestimmtes Verhältnis zur Antike manifestiert. Hans-Christoph Dittscheid legt dar, dass Bramante die Antike als Inspirationsquelle begriff, indem er in seinen Bauten nicht nur Spolien an speziellen Orten verwendete, sondern auch in programmatischer Weise auf antike Architekturtypen mit ihrer ideellen Bedeutung zurückgriff. Diese doppelten Rückgriffe finden ihren Niederschlag sowohl am Tempietto bei San Piero in Montorio als auch in Bramantes Domprojekt von St. Peter in Rom. Der Tempietto verkörpert den antikisierenden Typus des runden Peripteros mit 16 dorischen Säulen, deren Schäfte als Spolien gesehen werden dürfen. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. hatten diese reichgeschmückten Rundbauten Herooncharakter. Dieser Architekturtypus des runden Zentralbaus setzte sich in der römischen Zeit in den Mausoleumsbauten der Kaiser fort, und auch die frühen christlichen Herrscher, wie Konstantin oder Theoderich, übernahmen die Tradition der Herrschermausoleen in Form der Zentral- und Kuppelbauten. Der Tempietto Bramantes entstand an jenem Ort, an dem Petrus seinen Kreuzestod erlitten haben soll. Bramante soll somit Petrus mit seiner im Martyrium bewiesenen Mannhaftigkeit an die Stelle eines Herkules gesetzt und dabei nicht nur formal, sondern auch inhaltlich auf die Antike zurückgegriffen haben. Beim Dom von St. Peter bekrönte er in seinem Projekt die Kirche mit einem Rundbau, der die herausragenden Eigenschaften zweier antiker Wahrzeichen, des Pantheons und des Hadriansgrabens, miteinander verschmolz. Die reich illustrierten Beiträge geben einen umfassenden Überblick über die Spolienverwendung während der Zeit vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Die Autoren beschränken sich aber nicht auf reine Bauforschung, sondern sie nehmen, wenn immer möglich, Bezug zur Rezeption antiker Ideen in die Architektursprache. Der Gebrauch von Spolienmaterial in der christlichen Architektur schafft eine Brücke zwischen Antike und christlicher Zeit. Botticelli hatte in seinem Gemälde «Anbetung der Könige» die heilige Familie nicht in einem Stall dargestellt, sondern als erster hat er die Geburt Christi in den Ruinen eines antiken Tempels abgebildet. Damit hat er die Auffassung des Humanisten und Philosophen Marsilio Ficino bildlich dargestellt, dass das Christentum das Denken der Alten fortsetze, im Sinne einer Verbindung der christlichen Offenbarung mit der Philosophie Platons. Diese Vereinigung von Antike und Christentum manifestiert sich bei der Spolienverwendung in der christlichen Sakralarchitektur nicht nur in symbolischer sondern in sehr realer Hinsicht. Elsbeth Wiederkehr Schuler -- Neue Zürcher Zeitung Antike Kunst Architektur Mittelalter Renaissance Spolien Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance [Gebundene Ausgabe] Joachim Poeschke (Autor) Hirmer 3-7774-6870-3 / 3777468703 ISBN-13: 978-3-7774-6870-9 / 9783777468709.
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Poeschke, Joachim [Hrsg.] und Hugo Brandenburg

Antike Spolien in der Architektur des Mittelalters der Renaissance. hrsg. von Mit Beitr. von H. . (1996)

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