Die Reise zum Jahrmarkt nach Wölfertshausen - Ein Possenstück
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9783864651847 - Schumacher, Gerhard: Die Reise zum Jahrmarkt nach Wölfertshausen - Ein Possenstück
Schumacher, Gerhard

Die Reise zum Jahrmarkt nach Wölfertshausen - Ein Possenstück (2023)

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ISBN: 9783864651847 bzw. 3864651840, in Deutsch, 121 Seiten, trafo Literaturverlag, Berlin, neu, Erstausgabe.

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Und so begann die Geschichte: Kaum, dass der Gevatter am Morgen seine Nase in den Worbsheimer Boten gesteckt hatte, zog er sie wieder hervor, schaute über den Zeitungsrand in die Runde, wartete, bis er sich der Aufmerksamkeit der Umsitzenden sicher sein konnte und verkündete dann: Ei, hört her, zu Wölfertshausen will man Jahrmarkt halten am Ende der Woche. Fahrendes Volk wird kommen, mancherlei lustiges oder tragisches Theater aufzuführen. Kramer und Barbiere schlagen ihre Bretterstände auf, verhökern Flitter, Tand und bunte Bänder, Gaukler und Jongleure gaukeln und jonglieren, Marionetten tanzen an Schnüren, gelehrige Hunde und Katzen zeigen mannigfach Kunststücke, etliche Weise Frauen deuten Zukünftiges, Speis und Trank nebst allerlei süßen Leckereien werden feilgeboten, ein Karussell mit Tieren aus bemalten Holz wird sich für die Jüngsten drehen und einen Viehmarkt gibt es ebenfalls. Letzterer ganz sicher eine günstige Gelegenheit, endlich ein Schwein zu kaufen, das uns im Winter mit Speck, Schmalz und Würsten versorgt. Laßt uns denn also nach Wölfertshausen reisen. Auf dem Weg dorthin können wir dem Oheim und der Muhme in Krotzenbach einen Besuch abstatten, sie werden sich freuen, uns nach langer Zeit einmal wiederzusehen. So ist es dann ein beschlossen Ding, die Reise nach Wölfertshausen. Du, Marte, schmückst den Leiterwagen und vergiss nicht, eine Decke auf den Bock zu legen, dass mir der Arsch nicht hart wird während der Reise. Bertel sorgt für den Proviant, damit es uns unterwegs weder hungert noch dürstet und Jobst, du striegelst die Lotte gewissenhaft und sorgfältig. Gib ihr ein gut bemessenes Fuder in die Schütte, dann wird sie uns willig zum Jahrmarkt ziehen. Morgen früh, geradewegs wenn die Sonne am Firmament sich zeigt, brechen wir auf. Die Gevatterin wollte sogleich zur Fetten Else hinüber gehen, denn selbiges Weib musste in den Tagen der Abwesenheit die Kuh melken und ihr Futter sowie frisches Wasser in die Tröge füllen, überdies den Katzen eine Schale mit Milch bereitstellen. Stoffel, der Hund unbestimmter Abstammung, würde man indes mit auf die Reise nehmen, da er auf streunendes Gesindel, das seinen beschaulichen Charakter nicht kennen konnte, einen durchaus abschreckenden Eindruck machen dürfte. Auch sollte die Gevatterin die Tür zur Vorratskammer sorgfältig verschließen, mahnte der Gevatter, damit die Fette Else sich nicht an den prall gefüllten Wurstdärmen, den Rauchschinken oder dem Eingemachten vergriff und ihnen die Haare vom Kopfe fraß, was nach den gemachten Erfahrungen schlechterdings zu befürchten war. An dieser, zugegeben, schon frühen Stelle der Geschehnisse scheint es dennoch angeraten, den werten Leser durch entsprechende Fingerzeige in solcher Weise kundig zu machen, dass er, mit gehörigem Wissen versehen, die Entwicklung der weiteren Begebenheiten verfolgen kann. Und so sei es. Zuvörderst muß auf die Autorität des Gevatters verwiesen sein. In der Regel (eine Ausnahme, die sie bestätigen könnte, ist allerdings nicht bekannt), setzte sein Wort Maßstäbe, anders ausgedrückt galt das, was er sagte, als Gesetz. Und zwar unumstößlich und mit eherner Verbindlichkeit für seine nächste Umgebung will sagen, für alles Volk, Mensch und Tier, das mit ihm und in seinem Umkreis lebte. Der Gevatter wusste um die Verantwortung, die ihm durch diesen Umstand oblag und bemühte sich ohne Frage mit abwägendem Wissen und Gewissen um gerechte und ausgewogene Entscheidungen. Wobei für ihn nicht so sehr das Ergebnis, sondern mehr das Bemühen darum im Vordergrund stand. Ein Gesichtspunkt freilich, der Fehler nicht ausschloß. Dennoch kann man dem Gevatter bei seinen Fehleinschätzungen keinerlei böse Absichten unterstellen, sieht man einmal von jenen Entscheidungen, Anordnungen und Erlassen ab, die in ihrer Beschlussphase durch die Einnahme prozentreicher Flüssigkeiten im Krug getrübt wurden. Aber daraus konnte man dem Gevatter nun wirklich keinen Strick drehen. Die Lotte, die Jobst zu versorgen hatte, war eine alte Mähre, die im Hausstand des Gevatters ihr Gnadenbrot fraß und es sich nach einem langen Arbeitsleben auf ihre letzten Tage gut gehen ließ. Der Müller, dem sie ursprünglich gehörte, war ein geiziger Geselle und als die Lotte aufgrund ihres Alters nicht mehr die Leistung wie in jungen Jahren noch erbrachte, war dem Mehlstäuber ihr Unterhalt zu teuer geworden und er beschloß, sie dem Fleischhauer für den Schindanger zu überlassen, um so noch einige Münzen dabei herauszuschlagen. Als der Gevatter im Krug davon hörte, kaufte er dem geizigen Müller den Gaul kurzerhand ab und stellte ihn in einen Verschlag des Stalls neben die Kuh. Die freute sich, im Winter nicht mehr alleine im Stall und im Sommer nicht mehr alleine auf der Wiese rumzustehen, was auch der Milch, die sie gab, zugute kam. Die Lotte aber ließ es sich gut gehen und pflegte ihre müden Knochen. Um eine gerechte Gegenleistung bemüht, ließ sie sich in großen Abständen schon mal vor den Leiterwagen spannen und zog diesen willig von einem Ort zum anderen und wieder zurück. Freilich dauerten die Transporte ein manches Mal länger, als wäre man gleich zu Fuß gegangen, da die Lotte des öfteren anhielt und erst nach einer angemessenen Pause den Weg fortzusetzen bereit war. Ob diese Fahrtunterbrechungen nun tatsächlich ihrem Alter geschuldet waren oder doch eher den saftigen Gräsern am Wegesrand, schien keineswegs sicher. Aber ein jeder hatte sich damit abgefunden, denn was war schon die Zeit und das Wort Eile hatte aus der Sippschaft des Gevatters kaum jemand abrufbar in seinem Wortschatz verankert, wodurch, wie unschwer zu erkennen ist, Mensch wie Tier geholfen ward. Die Fette Else hingegen war nicht so einfach zu hegen und pflegen wie die gutmütige Lotte. Im Laufe ihrer vielen Lebensjahre hatte sie sich zu einer alten Vettel gemausert, die mit Gott und der Welt in Hader lag und Gift und Galle wahllos nach allen Seiten verspritzte, wobei sie auch die örtliche Geistlichkeit nicht ausnahm. Nun ergab es sich aber, dass zwischen ihr und dem Gevatter eine seltsame Verbindung aus längst vergangenen Jahren bestehen musste, von der niemand so recht wusste, was damals vorgefallen oder eben nicht vorgefallen war. Ja, Gerüchte gab es viele, doch sie alle beruhten bestenfalls auf Annahmen (wenn sie nicht gleich völlig aus der Luft gegriffen waren), etwas Genaues wusste keiner, nicht einmal die Gevatterin. Und wenn sie auch sonst ein überaus geschwätziges Weib war, in diesem Punkt schwieg die Fette Else wie das oft herbeizitierte Grab, in dem nicht wenige Dorfbewohner sie lieber heute als morgen gesehen hätten. Aber solches Denken war gehässig und eines tugendhaften Christenmenschen alles andere als würdig, deshalb wurde höchstens hinter vorgehaltener Hand davon getuschelt oder eben unter dem Einfluß gewisser, bereits erwähnter liquider Ingredienzien, wie sie vor allen Dingen im Krug großzügig verabreicht wurden. Jedenfalls reichten die weit zurückliegenden Zusammenhänge aus, sich der zwar mürrischen, aber immerhin gewährten Hilfe besagter Base zu versichern, wenn diese, wie zum Exempel, bei der geplanten Reise zum Jahrmarkt nach Wölfertshausen, benötigt wurde. Bei allen anderen Einwohnern des Fleckens hätte die Fette Else ein solches Ansinnen empört zurückgewiesen und den Bittsteller mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt. Nicht so beim Gevatter. Neben ihrer Niedertracht zeichnete sich die Fette Else durch eine unglaublichen Körperfülle aus (die ihr im übrigen den diese bezeichnenden Beinamen eingebracht hatte, den aber niemand im Weiler in ihrem Beisein auszusprechen wagte), die sie sich dadurch erarbeitet hatte, indem sie alles fraß, wessen sie habhaft werden konnte. Insofern mag die Anweisung des Gevatters, die Vorratskammer durch sorgfältigen Verschluss dem Zugriff der Fetten Else zu entziehen, auf das, wenn auch verzögerte, Verständnis des geneigten Lesers stoßen. Als wäre es mit Niedertracht und Gefräßigkeit nicht genug, pflegte die Base in aller Ausführlichkeit noch das Laster der Neugierde. Nichts, was nicht gleich der Vorratskammer verrammelt und verriegelt wurde, war vor ihren Augen und damit vor der begierig lauernden Öffentlichkeit sicher. Wenn sie sich auch sonst bekeiften und gegenseitig die Pocken oder Schlimmeres an Hals und Restkörper wünschten, in diesem Punkt waren die Fette Else und einige ortsbekannte Klatschbasen in unheiliger Allianz miteinander verbunden. Es hieß also, besonnene Achtsamkeit walten zu lassen und darin wähnte sich der Gevatter als Meister. Ungeachtet der Tatsache, dass man an ähnlicher Überschätzung des eigenen Vermögens, schon ganz andere scheitern gesehen hat. Vielleicht aber wusste er auch nicht darum. Des Lesers Verständnis weiterhin abzurunden, soll an dieser Stelle noch in wenigen Sätzen die Örtlichkeit Erwähnung finden, in der sowohl der Gevatter mit seiner Sippe nebst der Fetten Else, als auch der geizkragige Müller und einige andere zwei- und mehrbeinige Wesen tagein tagaus (und natürlich ebenso Nacht für Nacht), dahin lebten, sich durch ihr Dasein fraßen und soffen und die Welt außerhalb der engen Grenzen ihres Fleckens eine gute sein ließen. Den Weiler ein Dorf zu nennen, wäre denn doch arg vermessen, wenngleich es auch keine verbindliche Größenordnung für eine so titulierte Siedlung zu geben scheint. Jedenfalls benamste sich der hier beschriebene Ausgangspunkt jener Reise, von der noch zu berichten sein wird, Heidenstennem, ein für Außenstehende, zugegeben, gewöhnungsbedürftiger Ortsname, nicht leicht, eigentlich gar nicht zu erklären. Ein studierter Mann, der auf der Straße von Gunzenstätten nach Bieberfelden in Heidenstennem eine Zwangspause eingelegt hatte, da sein Pferd lahmte und neu beschlagen werden musste, erklärte den andächtig Lauschenden im Krug den Ortsnamen mit einer über Jahrhunderte entwickelten Lautverschiebung von ursprünglich Heidensteinheim zu der jetzt gebräuchlichen Form. Das ergab durchaus einen gewissen Sinn, denn die Gegend war karg und kahl, außer Steinen gab es nichts Natürliches im Überfluss, also deutete er den Namen des Fleckens unwidersprochen mit „steiniges Heim von Heiden“, was wiederum bis zum heutigen Tag eine gewisse Gültigkeit aufweisen kann. ... 2023, Paperback, Neuware, 190x120 mm, 150g, 1. Auflage, 121, Internationaler Versand, Banküberweisung, Offene Rechnung, PayPal, Offene Rechnung (Vorkasse vorbehalten).
Kategorie: Romane/Erzählungen / Humor/Satire
Daten vom 18.03.2024 11:27h
ISBN (andere Schreibweisen): 3-86465-184-0, 978-3-86465-184-7
Zuerst gefunden: 18.03.2024 11:28:02
Zuletzt gefunden: 09.04.2024 00:09:07
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